Amt Emster-Havel
 
  Schenkenberg  
     
 
 

Keine Kirche - aber göttliche Gemeindearbeit

 
 
Pfarrerin Annette Sachse hat immer ein offenes Ohr, sowie Tür, für Ratsuchende

Eine Kirchturmspitze sucht man in Schenkenberg vergebens. Der Ort hat keine Kirche. Auf Gottesdienste, Bibelstunden und andere kirchliche Zusammenkünfte müssen die Gläubigen dennoch nicht verzichten. Im Gemeindehaus am evangelischen und katholischen Friedhof ist dank des Engagements von Pfarrer-Ehepaar Annette und Peter Sachse sowie vieler Schenkenberger eine Menge los.

"Eine schöne Kirche ist ohne Zweifel etwas Feines. Aber viel wichtiger sind doch die Inhalte! Bei uns soll evangelischer Glaube lebbar und erlebbar sein für alle Altersgruppen. Und für Nichtkirchenmitglieder. Auch dieser Verantwortung stellen wir uns." Annette Sachse und ihr Mann scheinen dabei das richtige Händchen für Themen und Aktivitäten zu haben. Die Verbindung von traditionellen und modernen Glaubensformen zieht auch wieder verstärkt junge Familien an. Das war gerade zu DDR-Zeiten nicht selbstverständlich. "Gott hat uns eben sehr frei erschaffen, auch so frei, zu irren und sich gegen ihn zu entscheiden."
Wenn jetzt so langsam die Generationen in Schenkenberg bei der Kirchenarbeit wieder zusammen finden, dann ist das eine sehr ehrliche Basis, Glauben in seiner Vielfalt zu leben. Und in der Siedlung schätzt man das Engagement der Kirche. "Es ist eine wertvolle Ergänzung der Angebote von Sportverein und Feuerwehr", ist sich Bürgermeister Klaus-Peter Janas sicher.
Erstaunlich, wie Annette Sachse und ihr Mann Peter diese Vielfalt hinkriegen. Die beiden teilen sich die eine Pfarrstelle im Pfarramt Jeserig, zu dem die Gemeinden Schenkenberg, Jeserig, Trechwitz und Deetz gehören. "Ohne die Mithilfe unserer vielen engagierten Ehrenamtlichen in den Orten wäre alles nicht zu bewältigen. Die Schenkenberger Frauen und Männer um unser dienstältestes Gemeindekirchenratsmitglied Gerhard Schmalz - seit 1965 gehört er diesem Gremium an - legen sich mächtig ins Zeug." Und - die Sachses schauen nie so genau auf die Uhr! "Na ja, wenn dein Herz für etwas schlägt, dann fragst du oft nicht nach der Zeit! Es freut uns, wenn viele kommen. Die Menschen, große und kleine, sind der Reichtum einer Gemeinde, und da lohnt die vielfältige Arbeit!"
Als da wären der sonntäg-liche Gottesdienst, die Christenlehre für Kinder von sechs bis zwölf Jahren, Konfirmandenunterricht und Junge Gemeinde, Kindergottesdienst, Sommerfest und Gemeindeausflüge, Besprechungen im Redaktionskreis des Gemeindeblattes, Gesprächskreise um den christlichen Glauben oder Kabarett mit jungen Christen. Die Texte für die Auftritte des Ensembles sind selbstverständlich Eigenschöpfungen! Mit viel Witz, Biss, Ironie und auch Sarkasmus werden Dinge des Leben und des Glaubens verarbeitet.
Auch bei unbequemen Fragen weicht das Pfarrerehepaar nicht aus: Wenn Gott vollkommen ist, warum ist das Wesen, das er geschaffen hat, so unvollkommen? Oder: Wer garantiert mir, dass das stimmt, was in der Bibel steht? Oder: Warum dürfen auch Nicht-Christen die vielen kirchlichen Feiertage begehen, obwohl sie oft nicht mal deren Bedeutung kennen?
Das ist zeitgemäße Kirchenarbeit in einem modernen Ort.
Und wer weiß, vielleicht wird der Traum von der eigenen Kirche, den bereits die alten Siedlerfrauen träumten, doch noch irgendwann wahr.

 

 
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