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Bürgermeister
Klaus-Peter Janas ist ein typischer Schenkenberger:
1995 haben er und seine Frau Vera hier
gebaut, sind eingezogen und total happy
in ihrer grünen Wahlheimat. Als Berufsschullehrer
ist der 54jährige finanziell ganz
gut gestellt, engagiert sich fürs
Dorf und seine Belange, ist immer mittendrin,
wenn etwas los ist und Mitglied in einem
der dorf-ansässigen und sehr rührigen
Vereine.
1998 wählten ihn die Schenkenberger
zu ihrem Bürgermeister, weil sie
sein hartnäckiges Engagement für
bezahlbare Abwassergebühren bewunderten.
Klaus-Peter Janas, sind Sie ein typischer
Schenkenberger?
Ein typischer Neu-Schenkenberger,
ja. Die Einwoh-nerzahl hat sich in den
letzten Jahren schließlich von gut
700 auf über 1.500 mehr als verdoppelt,
weil der Ort vom Eigenheim-Bauboom sehr
profitiert hat. Damit sind zu den bis
dato dominierenden landwirtschaftlichen
und Handwerksunternehmen viele andere
Berufsgruppen wie Beamte, Lehrer, Rechtsanwälte,
Versicherer oder Ärzte hinzugekommen.
Die haben sich hier gut eingelebt, werden
ins gesellschaftliche Leben im Dorf einbezogen
oder engagieren sich selber mit und haben
unseren Ort als Wohnstandort ins Herz
geschlossen. Schließlich sind wir
verkehrsgünstig gelegen, haben Natur
pur, die noch intakt ist und auch gepflegt
wird, viel Ruhe und ein äußerst
aktives Vereinsleben.
Welche Vereine tun sich besonders hervor?
Vor allem unser SV Empor Schenkenberg,
der Sportverein im Ort. Auch die Damen
und Herren von der Volkssolidarität
sind sehr rührig. Der aus der Freiwilligen
Feuerwehr hervorgegangene Feuerwehrverein
schafft immer wieder für alle Dorfbewohner
unvergessliche Highlights, stellt gemeinsam
mit dem SV Empor unsere Siedlerfeste auf
die Beine. Die Kirchengemeinde im Ort
ist sehr aktiv, obwohl wir gar kein richtiges
Kirchengebäude haben. Ich denke,
wir Schenkenberger sind ganz gesellige
Leute.
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Trotz
aller Bauaktivität ist es in
der Kirschbergsiedlung schön
ruhig
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Was ist charakteristisch für
das Dorf Schenkenberg?
Dass es kein Dorf ist.
Entschuldigung?
Nun, ein Dorf darf sich Dorf nennen,
wenn es im Ort auch eine Kirche gibt.
Wir haben, wie schon erwähnt, keine
richtige Kirche, sondern nur einen Kirchengemeinderaum
und sind deshalb kein Dorf, sondern eine
Siedlung. Feiern deshalb auch nie Dorf-,
sondern immer Siedlerfest. Aber das nach
allen Regeln der Kunst!
Charakteristisch für unseren Ort
ist wohl auch, dass alle elf Gemeindevertreter
ohne Parteimandat sind und sieben von
ihnen aus der Bürgerinitiative für
sozialverträgliche Abwassergebühren
im Gemeinderat mitarbeiten. Und - ich
bin mit meinen 54 Jahren das älteste
Mitglied in der Gemeindevertretung!
Unsere Neu-Schenkenberger haben den Altersdurchschnitt
enorm gesenkt, denn meist sind es junge
Familien mit Kindern, die sich in unserer
Kirschberg-siedlung wohl fühlen.
Im übrigen sind wir auch entstehungsgeschichtlich
gesehen eine äußerst junge
Gemeinde. Schenkenberg entstand erst in
den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts,
Ortsgründungstag ist der 30. September
1928.
Schenkenberg gehört zu den vier
Gemeinden, die Verfassungsbeschwerde für
den Erhalt des Amtsbereichs Emster-Havel
eingelegt haben. Wenn diese abschlägig
beschieden wird, tritt der bereits vielfach
beschriebene Automatismus ein. Was bleibt
dann für Sie und Ihren Ort aus zehn
Jahren Amt?
In jedem Fall der Zusammenhalt der
Leute und das Engagement der Vereine.
Außerdem haben wir zum Beispiel
die Sanierung und Rekonstruierung unserer
alten Schule erfolgreich in Angriff genommen.
Dach, Fenster und Außenhaut sind
neu. Das Gebäude wurde 1927 gebaut
und war auch schon damals Schule. Dass
wir nun mit dem Innenausbau ins Stocken
geraten sind, wir die 200.000 Euro Kredite
dafür nicht bewilligt bekommen, ist
bitter. Dabei müssten Beleuchtung,
Wände und Fußböden drinnen
auch dringend überholt werden.
Bei der von mir beschriebenen Einwohnerverdopplung
musste natürlich auch eine neue Kita
her - die haben wir für 80 Kinder
neu gebaut.Es gibt in Schenkenberg vier
Gaststätten, die alle gut nebeneinander
leben können. Unser kleiner Supermarkt
wird gleichfalls ganz gut angenommen.
Und - anlässlich der Feierlichkeiten
zur Siedlungsgründung vor 75 Jahren
haben wir erstmals zwei Ehrenbürgerschaften
verliehen. An Sandra Köppen und Armin
Bach.
Sandra Köppen, die mehrfache Judo-Europameisterin,
hat durch ihre großen sportlichen
Erfolge unser Schenkenberg in der weiten
Welt bekannt gemacht.
Und ohne Armin Bach, das kann man ohne
Zweifel sagen, wäre der SV Empor
nicht da, wo er ist, nämlich ein
Sportverein, der seinesgleichen sucht.
Armin Bach ist seit sage und schreibe
42 Jahren dessen Vorsitzender!
Was würden Sie als "unerledigt"
mit in die Großgemeinde Groß
Kreutz schleppen?
Wir haben es nicht geschafft, einen
wie auch immer gearteten Jugendklub auf
die Beine zu bringen. Obwohl es genügend
junge Leute im Ort gibt, ohne Zweifel.
Aber da fehlen uns einfach solche baulichen
Voraussetzungen wie im Nachbardorf Trechwitz.
Hier macht sich nun wieder positiv be-merkbar,
dass es unseren Vereinen gelungen ist,
auch die jungen Leute anzusprechen und
für sie ein attraktives Vereins-
und Freizeitleben zu schaffen.
Wenn man so in der Schwebe hängt
wie Sie, was kann man da eigentlich für
die weitere Entwicklung des Dorfes planen?
Das ist nicht sehr viel, um nicht
zu sagen eigentlich gar nichts. Unser
Bestreben ist die Erhaltung der Eigenständigkeit
im bisher bestehenden Amt Emster-Havel.
Alles andere macht für uns keinen
Sinn. Werden wir der Großgemeinde
Groß Kreutz zugeschlagen, dann können
wir solche Vorhaben wie die Innenrekonstruktion
der Schule wohl gänzlich ad acta
legen. Denn der Schuldenberg von Groß
Kreutz und Götz beläuft sich
auf geschätzte zwölf Millionen
Euro, den dann auch wir Schenkenberger
mit abtragen müssen.
In Sachen Gebietsreform favorisieren wir
übrigens einen Zusammenschluss der
Amtsgemeinden von Emster-Havel und Groß
Kreutz zu einem gemeinsamen großen
Amt. Aber das wird wohl ein schöner
Traum bleiben.
Das Innenministerium kennt unsere Vorstellungen,
die Gesetze sind jedoch anders verabschiedet,
die Bürgerbegehren diesbezüglich
"großzügig" übergangen
worden. Unsere Hoffnung ist jetzt also
noch die Verfassungsbeschwerde.
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