Das Schweinetreiben
zieht stets jung
und alt aus nah und fern an
In Werneuchen jagt man nicht immer wieder
eine neue Sau durchs Dorf, wie es landläufig
heißt, wenn die Stadtoberen immer
neue Ideen aushecken. Weil die Stadt erstens
kein Dorf ist und weil zweitens nur einmal
im Jahr ein Schweinetreiben stattfindet,
Höhepunkt und Auftakt für das
Frühlingsfest. Genauer handelt es
sich ja auch um kleine, zweibeinige Ferkel,
die eine alte Sage auf dem Marktplatz
lebendig werden lassen:
"Fräulein"
und Pferd kommen aus dem Western
Stable
So 1653 kam eine ansehnliche und kostbar
gekleidete Dame mit Dienerin nach Werneuchen,
an die 25 Jahre alt und nannte sich Anna
Maria. Der Bürgermeister fragte nach
dem Woher und Wohin, doch sie verlangte
nur, ein Jahr die Schweine zu hüten.
Zwar wunderte sich der Schulze über
das Ansinnen der zarten Jungfrau, doch
weil sie den üblichen Lohn von 30
Scheffel Roggen verlangte, stimmte er
zu. Anna Maria kaufte ein Pferd, ritt
morgens durch den Ort und rief: "Jaget
die Schweine ab!" Ihre Magd half
ihr, die Schweine aufs Feld zu treiben
und blieb bei ihnen. Die Jungfrau hingegen
ritt in ihr Quartier, wo sie fein nähte
und klöppelte, wie es nur hochgestellte
Fräuleins können. Manchmal ritt
sie in Mannskleidern mit Federbusch am
Hut nach Frankfurt, Beerwalde und Bernau.
Bügermeister
Horn beweist sein
Faible für die Stadtgeschichte
Doch niemand erfuhr in welchen Geschäften.
So verrichtete sie ihren Dienst ein ganzes
Jahr und als das um war, bat sie um ein
schriftliches Zeugnis. Nach fünf
Jahren kam sie wieder durch Werneuchen,
in kostbaren Gewändern, ein Schleier
verhüllte das feine Gesicht. Die
Werneuchener glaubten, besagte Anna Maria
war eine vornehme Dame von Adel aus einem
Kloster gewesen, der zur Buße aufgegeben
war, ein Jahr die Schweine zu hüten.
So jedenfalls steht es im Kirchenbuch,
und dass die Einträge dort rechtens
sind, glauben selbst die Gottlosen und
feiern tüchtig mit.