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Vor
genau 210 Jahren wurde Werneuchens Pfarrstelle
neu besetzt. Es war ein seltener Glücksfall,
denn noch heute kennen die Menschen nicht
nur im Barnim seinen Namen: Friedrich
Wilhelm August Schmidt, genannt der Schmidt
von Werneuchen. Er ist weniger durch seine
Predigten in die Stadtgeschichte eingegangen,
noch durch seine respektvolle Kinderschar,
sondern durch seine ländliche, manchmal
derbe Lyrik, die selbst Fontane zu einigen
Zeilen verleitete und so den Menschenfreund
un-sterblich werden ließ. Aber zuerst
mußte er ja geboren werden und zwar
1764, am 23. März in Fahrland, wo
sein Vater Pfarrer war. Der glücklichen
Kindheit erinnerte er sich in Versen.
Nach dem Tod des Vaters wuchs er im Waisenhaus
in Berlin auf, besuchte das Gymnasium
in der Preußen-Metropole bevor von
1785 an in Halle Theologie studierte.
Nach einer Predigerstelle in Berlin, wo
er beflügelt von der Liebe zu seiner
Verlobten Henriette die schönste
Lyrik schrieb, oft vertont übrigens,
kam er nach Werneuchen. Mit Henriette
schloß er 1795 eine sehr glückliche
und kinderreiche Ehe, so dass böswillige
Leute sagten, sein Haus wäre mehr
Quarre als Pfarre. Doch sein ruhiges,
genügsames Wesen und die Art, mit
den gewiß nicht einfachen Werneuchenern
umzugehen, verschafften ihm Achtung und
Anerkennung, um so mehr er das Leben einfacher
Leute in seinen Gedichten beschrieb. Er
züchtete Blumen und Bienen und lächelte
stets versonnen mit seiner langen Pfeife
im Mundwinkel. Liebeserklärungen
an Werneuchen wie an seine Frau, Schmidt
hatte nie den Wunsch, eine reichere Pfarre
zu übernehmen, sind viele Reime des
Volksdichters.
Mit dem Tod seiner geliebten Frau und
ihres letzten gemeinsamen Kindes Ulrich
wurden die Verse des einst lebenslustigen
Pfarrers trauriger und seltener. Zwar
vermählte er sich noch einmal, wohl
der Kinder wegen, doch am 26. April 1838
folgte er seinem Lieblingssohn und seiner
Henriette, die neben ihm in der Werneuchener
Erde ruhen.
Viele seiner Dichtungen sind verloren,
vergessen, manche fanden in Fontanes Werken
Eingang und einige werden noch heute als
Volkslieder gesungen.
So manchen Abend traut' ich hier
In stummer Liebe Leid;
In meiner Schwermut blickst du dann
Mich freundlich durch die Weiden an,
Daß mich's im Herzen freut.
Wenn doch, wie du, mein Mädchen
mild,
Wie du so freundlich wär'!
O such sie, lieber Mondenschein,
Und schau ihr erst ins Aug' hinein
Und mach das Herz ihr schwer.
Wenn vor des Pfarrhofs kleine Zellen
Nun bald die Lindenknospen schwellen,
Wenn Vögel in den Ahornhecken
Die weißen Eierchen verstecken,
Dann kommst du, unsres Glückes froh,
Im Hute von geflochtnem Stroh,
Zu atmen hier, von Veilchenduft,
Werneuchens reine Frühlingsluft.
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