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Überregional
beliebt, der Landgasthof in Haage
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Seit dem 31. Dezember 2002 sind die Dörfer
Haage, Senzke und Wagenitz in der Gemeinde
Mühlenberge vereint. Orte die neben
vielen kommunalen Aufgaben und damit verbundenen
Sorgen etwas gemeinsam haben, eine bewegte
Geschichte im Bannkreis der Bredowschen
Familie. Das Dorf Haage, umgeben von Wiesen
und Misch- und Kiefernwäldern wurde
1307 erstmals als Hage urkundlich erwähnt.
Und allein von 1375 bis 1872 verfügte
der friesacker Spross der Familie von
Bredow über das Dorf und den Rittersitz
Hage. Im Dreißigjährigen Krieg
zerstampften Landsknechte verschiedener
Nationen die Felder, raubten Vieh und
mordeten die Bewohner und sie brachten
die Pest mit. Die Bewohner flohen in die
Wälder, buken Brot aus Eicheln, Bucheckern
und Hafer und litten Hunger. Als die Haagener
wieder in ihr Dorf zurückkehrten,
waren fast alle Häuser zerstört.
Kaum wieder aufgebaut, fielen die Schweden
ein und aus Haage wird 1675 erwähnt:
"Ein Bauer erschossen und 20 Pferde
requiriert." 1806 vernichtete ein
Brand fünf Bauernhöfe, die Schule,
das Pfarrhaus und die Kirche aus dem 16.
Jahrhundert und Kirchenpatron von Bredow
gab seine Scheune für die Notkirche,
an die ein Glockenturm angebaut wurde.
Der stürzte beim Läuten der
schweren Glocken ein, so dass erst 1938
die Kirche ihr heutiges Aussehen bekam.
Seit 1901 hatte der Ort eine Postagentur,
das erste Telefon wurde 1904 angeschlossen
und 1919 bekam Haage elektrisches Licht.
Nach Ende des 2. Weltkrieges nahm das
Dorf Flüchtlinge auf. 1946 wurde
das Gut auf 50 neue Eigentümer aufgeteilt,
darunter 24 Umsiedler. Aus der schon 1953
gebildeten LPG "Frohe Zukunft"
traten die meisten Mitglieder wieder aus,
14 Bauernfamilien verließen das
Dorf, um dem Zwangseintritt zu entgehen.
War die Genossenschaft zuerst auf Kartoffeln
spezialisiert, wurde 1983 eine Milch-viehanlage
für 420 Kühe gebaut. Nach der
Wende blieb die Landwirtschaft dominierend,
auch einige Handwerker ließen sich
im Ort nieder. Zur Verschönerung
wurden der zugeschüttete Dorfteich
wieder ausgebaggert, 695 Bäume und
tausend Heckensträucher gepflanzt.
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Haages Dorfkirche
- restauriert nach Kugelblitzeinschlag
1962
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Senzkes Wurzeln reichen bis 1250 zurück,
als Lehen der Burg Friesack. Verschiedene
Herren plünderten die Bauern durch
Heberechte an Naturalien aus, das änderte
sich auch nicht, als Lippold von Bredow
1587 Senzke zugesprochen bekam. Die Kirchenbücher
belegen Anfang des 18. Jahrhunderts reichen
Kindersegen und Vielweiberei. So hatte
Bauer Säger von drei Frauen 14 Kinder,
Kossät Frielitz von drei Frauen 18
Kinder und Bauer Zietmann mit zwei Frauen
16 Kinder. Kein Wunder, dass Senzke schon
früh eine Schule hatte, die 1663
abbrannte, 1847 ein neues Haus erhielt
und nach 1945 im Schloss eingerichtet
wurde. 1726 wurde Joachim Heinrich Fintelmann
herrschaftlicher Gärtner in Senzke.
Er gehört zu einer Familie von Lust-,
Küchen- und Hofgärtnern, die
den Schlosspark von Charlottenburg ebenso
gestalteten wie die Pfaueninsel. 1860
bestand Senzke aus 16 Wohnhäusern
und 44 Wirtschaftsgebäuden mit einer
Mühle. Zum Rittergut zählten
12 Wohn- und 13 Wirtschaftsgebäude,
darunter eine Ziegelei, eine Brennerei,
außerdem ein Weinberg und eine Weinpresse.
Die Kirche wurde 1857 anstelle der Vorgängerkirche
erbaut. Das 1872 abgebrannte Schloss wurde
1875 an anderer Stelle wieder errichtet.
1900 wurde die Kleinbahn Rathenow-Paulinenaue
mit Halt in Senzke eingeweiht. Nach dem
2. Weltkrieg fanden viele Umsiedler in
Senzke eine neue Heimat, die zunächst
im Schloss wohnten. Nicht lange nach der
Bodenreform, bereits 1954 wurde die LPG
gegründet, die in verschiedenen Wirtschaftsformen
bis zur Wende in großen Einheiten
produzierte.
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Die
schöne Wagenitzer Kirche
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In Wagenitz, schon 1335 der Familie von
Bredow übereignet, befand sich ihr
wohl schönster Herrensitz. 1571 wurde
mit der Meierei der Grundstein für
das Schloss. gelegt Heute steht nur noch
der Küchenturm. Der streitbare Georg
von Bredow verteidigte vehement und mu-tig
seinen Besitz gegen die raubenden Schweden,
die ihn und fast seine ganze Familie ermordeten.
Das Herrenhaus Wagenitz wurde 1731 umfassend
ausgebaut, war voller Kostbarkeiten, antiken
Möbeln, chinesischen Vasen, Seidenstickereien
und Gemälden. Es diente als Stammhaus
der Bredows. All diese Kostbarkeiten wurden
1945 ein Raub der Flammen. Das Land der
Bredows wurde nach der Bodenreform aufgeteilt,
an der Stelle des Schlosses wurde 1967
ein Haus mit 18 Wohnungen errichtet. Die
alte Gutsbrennerei, die hochprozentigen
Sprit aus Kartoffeln erzeugte, wurde als
Lager der LPG genutzt und in ihren Kellern
bis zu 4.000 Enten und 12.000 Broiler
im Jahr für den Verkauf nach Westberlin
gemästet. Die 1664 erbaute und weithin
sichtbare Kirche bildet das Zentrum von
Wagenitz. Sie enthält ein Gemälde
aus dem Jahre 1667 der Familie von Christoph
von Bredow mit seiner Frau Barbara Dorothea
und ihren zehn Kindern.
Die Freiwillige Feuerwehr in Wagenitz,
ein Verein der aus dem Dorfleben nicht
wegzudenken ist, feierte 2006 den 100.
Gründungstag. Wie sich Wagenitz dank
seiner regen Bewohner nach der Wende verschönt
und entwickelt hat, ist mit etwas Abstand
am besten aus der Luft zu sehen, wozu
der ortsansässige Ballonsportclub
gern einlädt.
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Schornsteinrest
der Schlossküche,
der "Schwedenturm"
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Das Fintelmannhaus,
kultur-touristisches Zentrum
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Senzkes
Kirche im Schinkelstil
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