|
Blick
in die Geschichte des Friesacker Ländchens |
|
|
|
|
|
|
Steinzeitjäger,
Raubritter und Neusiedler
|
|
|
|
Raubritter
plündern ein Dorf, Bilderhandschrift
|
Die Geschichte des Friesacker
Ländchens begann mit der jüngsten
Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren. Abschmelzendes
Eis schuf gewaltige Urstromtäler
aus denen so genannt Ländchen herausragten,
auch das Friesacker. Auf den Erhebungen
im Luch, so ergaben archäologische
Funde am oberen Rhin, siedelten schon
5.500 - 3.500 vor unserer Zeit steinzeitliche
Fischer und Jäger. Bis zum 3. Jahrhundert
bewohnten germanische Stämme diese
Gegend, dann slawische Völker, wie
Funde bei Senzke belegen. Viele Dorfnamen
gehen auf die Slawenzeit zurück.
Sächsische und fränkische Hee-re
rannten immer wieder erfolglos ge-gen
die Grenzen der Slawen an. Im Jahre 1147
sammelten sich unter Albrecht dem Bären
ein gewaltiges Heer zum Kampf gegen die
Ljutitzen in der Mittelmark. Im fanatischen
Glaubenseifer wurde der größte
Teil der Slawen ausgerottet, ihre Dörfer
verbrannt, die Felder verwüstet.
Um die verödeten Landstriche wieder
mit Menschen zu füllen, ließ
Markgraf Albrecht Kolonisten aus Friesland,
Holland und Westfalen anwerben. Bei der
Vertreibung der Slawen müssen sich
die Ritter von Bredow ausgezeichnet haben,
denn Albrecht schenkte Arnold von Bredow
ein paar slawische Siedlungen. Die Bredows
vergrößerten ihren Gutsbesitz
durch Raubrittertum, Straßen- und
Stadtplünderungen und wo das nichts
half auch durch Heirat so geschickt, dass
ihnen bald Friesack und die Dörfer
Brädikow, Warsow, Vietznitz, Senzke,
Haage, Wutzetz und Wagenitz samt umgebenden
Wald und Wiesen gehörten.
|
Windmühlen
standen auf den Höhen des Friesacker
Ländchens
|
Eine Sage beschreibt die wundersame Landnahme
am Rhin so: Der Teufel hatte wieder einmal
Musterung auf Erden gehalten und alle
schimpflichen Edelleute in einen großen
Sack gesteckt, mit dem er davon flog.
Es waren dieser so viele, dass sich der
Höllenfürst nur mühsam
in die Höhe erhob. Über Friesack
streift der Sack die Kirchturmspitze und
die Edelleute schrien entsetzt: "Loch
to, Loch to." Doch ein Bredow fiel
heraus und nannte das Dorf, das er bauen
wollte, Lochow. Wie der Teufel weiterflog,
riss der Sack weiter auf und eine Menge
Bredows purzelten heraus. Voller Freude
riefen sie froh und erleichtert, dem Fegefeuer
entkommen zu sein: "Frie ut`n Sack",
und nannten den Ort Friesack. Ein anderer
wollte nachspringen. Da schrien die übrigen
Edelleute: "Wags nit". Er wagte
es doch und gründete wo er niederfiel
Wagenitz. Da die Herren von Bredow nicht
alle in Friesack bleiben konnten, schlugen
sie verschiedenen Weges ins Havelland
ein. Der älteste der Brüder
blieb in Friesack und bestimmte dem zweiten:
"geh beß hin" und der
nannte den Ort, an dem er sich niederließ,
Beßhin, also Pessin. Der Dritte
wanderte land in und gründete Landin,
der Vierte ging denselben Weg lang und
nannte sein Dorf Selbelang. Der Fünfte
ging nach rechts too und baute Retzow.
Der letzte Bruder endlich ließ sich
bei Nauen nieder und gab dem Ort seinen
Namen: Bredow.
|
Friedrich II. besichtigt
die Kolonien im Rhinluch. Gemälde
von Johann Christoph Frisch
|
Doch nicht sie, sondern die Tagelöhner
und Torfstecher, die Bauern und Handwerker
haben die Dörfer gebaut und das Land
urbar gemacht. Fruchtbares Ackerland wurde
in Jahrhunderten dem Wald und dem Luch
abgewonnen. Seit dem 14. Jahrhundert ist
die Entwässerung des Rhin-Havel-Luches
bis in unsere Zeit eine Herausforderung
für seine Bewohner. Dabei waren die
Motive der jeweils Herrschenden recht
unterschiedlich. Friedrich II. ging es
auch um Land für den Kartoffelanbau,
aber vor al-lem zur Torfgewinnung als
Heizmaterial für Berlin über
den damals noch schiffbaren Rhin. Und
zu DDR-Zeiten um Weidegewinnung für
Rinderherden als "Milchader für
Berlin". So entstand eine vom Rhin,
von Gräben und Kanälen durchzogene
Landschaft, mit alten, urigen Dörfern,
die nach dem letzten Krieg vielen Neusiedlern
Land und Obdach gaben. Es sind vitale
Gemeinden, deren Bewohner die Dörfer
lebenswert gestalten und die Ruhe und
herbe Schönheit ihres Friesacker
Ländchens, ihrer Heimat, lieben.
Einer Landschaft, die sanfte, harmonische
Übergänge prägen, verhaltenen
in Form und Farbe, mit weitem Blick über
Felder, Wiesen, Moore, Weiden bis zu den
Wäldern.
|
|
|
|
|
|
|