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Friesack
ist immer noch eine grüne Stadt
-Panorama von dem
Aussichtspunkt auf dem Mühlenberg
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Natürlich hat der Name Friesack
absolut nichts mit der Sage zu tun, denn
urkundlich wurde 1217 vrysac erstmals
urkundlich erwähnt und Sprachforscher
führen diesen Namen auf das slawische
breza - die "Birke" - zurück.
1327 besitzt Friesack eine Burg und wird
als civitas, Stadt, bezeichnet. Vom mittelalterlichen
Friesack gibt es wenige Zeugen, denn verheerende
Feuersbrünste legten die Stadt vom
17. bis zum 19. Jahrhundert mehrmals in
Schutt und Asche. Auch Schloss und Rathaus,
Kirchen, Wohnhäuser und Scheunen.
Zwei ortsansässige Ziegeleien profitierten
vom Wiederaufbau. Wirtschaftlichen Aufschwung
nahm Friesack durch die Meliorationen
des Havelländischen und des Rhinluchs
im 18. Jahrhundert und die Chaussee zwischen
Hamburg und Berlin 1829. Landwirtschaft
und Handwerk erblühten. Als dann
mit der Industrie die Eisenbahn Städte
und Dörfer erschloss, litten die
Friesacker nach einer Fehlentscheidung
ihrer Ratsherren.
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Das 1994 liebevoll
restaurierte Rathaus ist heute Sitz
des Amtes
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Denn die hatten den Bahnhof zwei Kilometer
vom Ort entfernt genehmigt, weil man Lärm
und Qualm fürchtete. So blieb Friesack
lange ein typisches Ackerbürgerstädtchen,
mit sieben Windmühlen und einem Markt
für Vieh und handwerkliche Produkte,
unter dessen Katzenkopfpflaster Zeugen
längst vergangener Zeit gefunden
wurden. Heute zeigt sich der Markt mit
dem Rathaus herausgeputzt zu den Pumpen-
und Fliederfesten. Neben der Torfgewinnung
machte sich Friesack durch das Holzpantinengewerk
einen Namen, der vorherrschenden Fußbekleidung
auf dem Lande. 1870 gab es hier 150 Pantinenmacher.
Eine Rarität war der Brennesselanbau
während und nach dem 1. Weltkrieg
bei Fliederhorst, um daraus Fasern zu
gewinnen. Doch die Nesselfabrik war unrentabel
und auch spätere Versuche scheiterten.
Den Beinamen Fliederstadt verdankt Friesack
seinem 1897 gegründeten Verschönerungsverein,
dessen Mitglieder Straßen und Plätze
mit Flieder bepflanzten. Die Fliederblüte
im Mai und der gute Ruf des 1928 anerkannten
Luftkurortes ließen besonders Berliner
das verträumte Städtchen entdecken.
Die Sommerfrischler belebten die Wirtschaft.
Es entstand die Molkerei, das Sägewerk,
die Brauerei und ein Haferflockenwerk.
1939 be-stimmten 14 Gastwirtschaften,
15 Lebensmittelhändler, acht Bäckereien,
fünf Fleischereien und viele andere
Gewerke das Bild der Stadt. Am 1. Mai
1945 zogen russische und polnische Verbände
in die Stadt ein, die kaum Kriegsschäden
aufwies, doch noch in der folgenden Nacht
zu brennen anfing. In der DDR-Zeit dominierten
Land- und Forstwirtschaft Friesacks Wirtschaft,
aus mehreren LPG wurden die LPG Pflanzenproduktion
und Tierproduktion.
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Die
evangelische
Kirche Friesack
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Eine Ingenieurschule für Landtechnik
bildete von 1950 bis 1990 einen großen
Teil der Agrarspezialisten des Landes
aus und machte die Kleinstadt Friesack
weit über die Landesgrenzen bekannt.
Nun bewirtschaften Agrargenossenschaften
die Flächen, bauen Futtermais für
Rinderherden, Getreide und Kartoffeln
an. Nach der Wende knüpfte man bewusst
an Erfahrungen an, nutzte die Chance,
eine Stadt der Bildung zu werden. Nicht
nur mit der Kooperationsschule, in der
lernschwache und lernstarke Schüler
in einem Klassenverband integriert sind.
Ein Teil des Oberstufenzentrums Havelland
mit 2400 Schülern und 82 Lehrkräften
hat auf dem Gelände der einstigen
Ingenieurschule ihr Domizil und das Überbetriebliche
Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft trägt
ebenfalls dazu bei, dass sich Friesack
jung wie nie präsentiert. Es mag
dem Flair der Stadt nicht gerade zum Besten
gereichen, dass zahlreiche kleine Geschäfte
verwaist. Im Stadtbild bleibt noch viel
zu tun und das ist nicht nur die Aufgabe
der Interessengemeinschaft "Friesack
soll schöner werden". Das kulturelle
und gesellschaftliche Leben der Stadt,
seit 1993 Zentrum des Amtes mit fünf
Gemeinden, wird von zahlreichen Vereinen
geprägt. Zu Friesack gehören
die Ortsteile Zootzen, das mit seinem
Waldreichtum und dem Rhin Naturfreunde
anzieht und Wutzetz, ein Runddorf aus
der Zeit der Wenden, in dem der Pferdesport
naturnah ausgeübt wird.
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Fachwerkkirche
von Wutzetz
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Noch Bauplätze
frei im Wohngebiet "Südliche
Klessener Straße"
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Ehemaliges Forsthaus
Zootzen
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