Gemeinde Eichwalde
     
     
 
 

Kämmerin und "Urgestein" von Eichwalde

 
 

Jutta von Thile ist in Eichwalde bekannt wie der berühmte bunte Hund. Nicht nur, weil sie seit 37 Jahren hier wohnt. Als Kämmerin (damit in der Gemeinde zuständig für Finanzen und Liegenschaften) und stellvertretende Bürgermeisterin wacht sie seit ihrem Amtsantritt am 1. September 1990 darüber, dass die Gelder des Ortes möglichst sinnvoll und gerecht ausgegeben werden. Bis zu ihrem beruflichen Ab-schied aus dem Amt am 30. Juni 2004 will Jutta von Thile jedoch noch so einiges ins Rollen bringen, wie sie Carmen Krickau unter anderem erzählte.

Allerorten hört man von überschuldeten Städten und Gemeinden. Wie ist denn die Situation in Eichwalde?
Insgesamt relativ gut. Zwar ist im Moment auch bei uns das Geld knapp, aber wir mussten nichts von unseren Vorhaben 2003 streichen oder stoppen, in unserem Haushalt klaffen keine Löcher.
Wir hatten übrigens seit 1990 immer einen ausgeglichenen Haushalt. Bei der gegenwärtigen Bundes- und Landespolitik ist es allerdings fraglich, ob uns das auch in Zukunft gelingen wird.

Worauf führen Sie diese Stabilität im Haushalt zurück?
Wir haben Dinge erst in Angriff genommen, wenn wir sie uns leisten konnten. Nehmen Sie unser Rathaus. Das war lange Jahre wahrlich kein Aushängeschild für Eichwalde. Erst zehn Jahre nach der Wende war das nötige Geld für die erforderlichen Sanierungsarbeiten vorhanden. An-dere Projekte und Anschaffungen waren uns wichtiger.

Welche waren das?
Unsere Grundschule beispielsweise. Da musste ziemlich schnell ein Neubau her. Danach war ein neues Gebäude für die Freiwillige Feuerwehr dran. Die Räumlichkeiten des alten Feuerwehrdepots eigneten sich hervorragend für ein zentrales Kulturzentrum. Mit Fördermitteln aus- und umgebaut, entstand so 1996 unsere "Alte Feuerwache", in der nun im wahrsten Sinne des Wortes die Musik spielt. Für die Freiwillige Feuerwehr wurden außerdem ein modernes Löschfahrzeug und ein neues Mannschaftstransportfahrzeug angeschafft. Im Jahr 2004 soll dann noch ein Tanklöschfahrzeug dazu kommen.
Nach alten Vorlagen und Mustern haben wir unsere Plätze im Ort wieder hergerichtet. Und so wurden nach und nach die vernünftigsten Vorschläge im Einvernehmen mit den 18 Gemeindevertretern und unserem Bürgermeister in die Tat umgesetzt.

Frau von Thile, Sie sprachen das sanierte Rathaus bereits an. Die auffällige Außenfassade hat ja nicht jeden Eichwalder sofort begeistert. Hat sich das inzwischen geändert?
Die Idee zweier Berliner Künstler, an unserem Rathaus einen stilisierten Eichenbaum anzubringen, war anfangs tatsächlich umstritten. Mittlerweile finden es die meisten Eichwalder aber wirklich toll. Das überdimensionale Fliesen-Eichenbaum-Kunstwerk macht unser Rathaus, in dem ja auch das Standesamt untergebracht ist, damit unverwechselbar, individuell und zu einem gerne gewählten Fotomotiv. Übrigens konnte, wer wollte, einzelne Stück-chen kaufen und seinen Namen auf der Rückseite der Fliese verewigen lassen. Das dabei zusammengekommene Geld, so hatten es die Gemeindevertreter beschlossen, erhielten soziale Einrichtungen der Gemeinde wie die Bibliothek und unsere Kitas. Mir gehört übrigens eine der Eicheln.

Frau von Thile, das klingt alles nach viel Harmonie. Gibt es denn auch etwas zu meckern?
Ja, leider! Unser Bahnhof samt Bahnhofsvorplatz ist ein echter Schandfleck. Da dies aber Eigentum der Deutschen Bahn AG ist, haben wir keinen Einfluß auf entsprechende Bauarbeiten. Hier warten wir dringend auf Informationen.
Ein anderes Problem ist unsere Badewiese am Zeuthener See. Hier gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen vom zukünftigen Aussehen, so dass sicher noch viele Zusammenkünfte und Diskussionen nötig sein werden, bis wir loslegen können.

Damit sind wir bei Ihrem Engagement für verschiedene Vorhaben, die Sie bis zu Ihrem Ab-schied am 30.06.04 noch voran bringen wollen.
Mein Anliegen ist es, für alle Bevölkerungsgruppen etwas zu erreichen, damit Eichwalde dieser lebens- und liebenswerte Ort für alle bleibt.
Schwerpunkt ist hierbei der Stra-ßenbau. Inklusive der Bürgersteige und Beleuchtung. An der Schmöckwitzer Straße zum Beispiel stehen nach wie vor die alten Betonpeitschen. Die sind so hoch, dass sie die Bäume, aber nicht die Gehwege beleuchten. Das muss sich endlich ändern.
Offen ist auch der Bau eines neuen Hortgebäudes. Bis 2005 muss hierfür eine Lösung gefunden werden.
Mehr als 20 Prozent der Eichwalder sind über 60 Jahre alt. Deshalb hoffe ich, dass es uns endlich gelingt, einen privaten Investor für den Bau eines Pflegeheims zu finden. Die Weichen unsererseits sind gestellt. Wir haben Unterstützung bei der Suche nach entsprechendem Bauland gegeben.

Die Badewiese am Zeuthener See - über das zukünftige Aussehen herrscht noch Uneinigkeit

Na das ist ja eine ganze Menge …
… aber immer noch nicht alles! Wir arbeiten auch mit Hochdruck an unserer Ortsgestaltungssatzung. Nach der Wende haben wir leider nicht genügend darauf geachtet, wie hier gebaut wird. Da passt einiges nicht zu unserem Gartenstadt-Charakter. Erfahrene Architekten wirken an der Satzung mit, denn es soll in keinem Fall zu sehr reglementiert werden. Wir wollen keinen Einheitsstil, aber was gebaut wird, soll schon hierher passen. Die Goethestraße oder der Schillerplatz sind dafür gute Beispiele. Auch die neuen Häuser um den Wasserturm und am Chopinplatz.
In den kommenden drei bis vier Jahren sollen auch alle noch offenen Rückübertragungsangelegenheiten endlich erledigt sein.

Was werden Sie denn in jedem Fall nicht schaffen bis zum 30.06.2004?
Ich habe mir immer gewünscht, noch im Amt zu sein, wenn wir den 6.000. Eichwalder begrüßen können. Aber ganz so viele werden wohl bis Mitte 2004 nicht hergezogen sein, denn momentan zählen wir rund 5.800 Einwohner.

Sie haben 14 Jahre lang die Verantwortung für die Gemeindefinanzen getragen und als stellvertretende Bürgermeisterin unzählige offizielle Termine wahrgenommen. Wie groß ist die Lücke, die Sie hinterlassen?
Na ja, mein Fehlen wird schon auffallen, denke ich. Aber die Gemeindevertretung ist bei der Nachfolge des Kämmerers dem Vorschlag des Bürgermeisters gefolgt, so dass unsere Eichwalder Belange mit Sachverstand weitergeführt werden können. Deshalb wird die Lücke sicher schnell geschlossen werden können. Außerdem bleibe ich in Eichwalde und gebe gerne und jederzeit meine Erfahrungen und Ratschläge weiter, wenn ich darum gebeten werde.

 

 
Vorwort
Humboldt-Gymnasium
Leben im Wasserturm
Extravagante Kunst
Interview
Kirche mit neuen Tönen
SV Aljax Eichwalde e.V.
Robert Gordian
Textilkunst
Eichwalder Orginale
Thomas Natschinski
 
 
 
Übersichtskarte
 
 
 
 
Ausgabe06/07
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