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Zu
den Aufgaben der grünen Akademie
gehört auch die Aufzucht verschiedener
einheimischer Pflanzen und Tiere
- zum Beispiel des Wildes
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Es wäre weit gefehlt, würde
man Pritzwalk die quirlig hektische Metropole
des Nordens nennen. Eher liegt eine gewisse
Ruhe in der Luft, die auch nicht durch
den Markt, der an einigen Tagen in der
Woche vor dem Rathaus stattfindet, gestört
wird. Das Geläut der stattlichen
Kirche ist schon fast das lauteste Geräusch.
Vielleicht gerade deshalb zieht es den
Pritzwalker in sein Hainholz hinaus. Dort
kann er mit sich und der Natur vollkommen
ins Reine kommen. Auf insgesamt 17 Kilometer
Wanderwegen in einem 250 Hektar großen
Waldgebiet kann man zu Fuß, mit
dem Fahrrad, als Jogger organisiert oder
individuell die Seele baumeln lassen und
Kraft für den Alltag schöpfen.
Im Sommer lädt ein beheizbares Waldschwimmbad
mit Riesenrutsche, Sprungtürmen,
Sauna und Solarium zum Verweilen ein.
Im Herzen des Waldparks liegt die Grüne
Akademie, eine Einrichtung der Schutzgemeinschaft
Deutscher Wald, deren Bedeutung für
den Deutschen Naturschutz weit über
die Stadtgrenzen Pritzwalks hinaus reicht.
Das Objekt kann auf eine ereignisreiche
Geschichte zurück blicken. Ursprünglich
gehörte die gesamte Anlage der preußischen
Försterei. Da die Bezahlung wahrscheinlich
schon damals nicht so üppig ausfiel,
betrieb der Förster ne-ben seiner
eigentlichen Aufgabe die Gaststätte
"Zum Forsthaus", die sich im
jetzigen Raum der Naturkundeausstellung
befand. Das Verwaltungsgebäude war
die Scheune und der Weinkeller. Seit den
fünfziger Jahren trafen sich die
Ornithologen des Kulturbundes hier. Mit
viel Liebe und Mühe trugen sie eine
stattliche Sammlung von Präparaten
zusammen. Leider wurde die Sammlung 1970
geschlossen und das Gebäude sollte
sogar ganz abgerissen werden.
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Rudolf
Scholz ist der Initiator der grünen
Akademie
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1986 wurde aber glücklicherweise
von der damaligen Forstbehörde die
Entscheidung getroffen, eine Naturschutzstation
einzurichten. Nicht ganz unbeteiligt,
um nicht zu sagen, eine treibende Kraft,
war der Mitarbeiter der Forstbehörde
Rudolf Scholz. Inzwischen ist aus der
ehemaligen Försterei ein Bildungszentrum
für Umweltschutz, Naturschutz, Waldpädagogik
und Artenschutz geworden. Pro Jahr besuchen
über 45.000 Menschen die Einrichtung.
Auf einem Walderlebnis- und Na-turlehrpfad
wird anschaulich die Vielfalt der Natur
dargestellt. In hervorragend eingerichteten
Unterrichtsräumen können Schüler
und interessierte Erwachsene ihre Kenntnisse
über die Natur und den Umweltschutz
erweitern. Eine Ausstellung zeigt Tierpräparate
von einheimischen Tieren. Manch einer
sieht hier das erste Mal, wie Fuchs, Biber
und andere einheimische Tiere aussehen.
Auf die erschrockene Frage eines Großstädters,
ob etwa Tiere für diese Ausstellung
sterben mussten, be-ruhigte Rudolf Scholz,
dass natürlich alle Präparate
aus so genannten Todfunden stammen.
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In
der Naturkundeausstellung bei können
sich Interessierte - nicht nur Schüler!
- über die Vielfalt der heimischen
Natur informieren
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Seit 1992 gibt es im Hainholz die Rebhuhn-Aufzuchtstation,
eine für den Artenschutz in Deutschland
nicht einmalige aber be-deutende Einrichtung.
Jährlich werden hier 800 bis 1.000
Rebhühner gezüchtet und für
die Auswilderung vorbereitet. Deshalb
sind diese Anlagen nicht für das
breite Publikum sichtbar. Der Kontakt
zu Menschen soll so gering wie möglich
ge-halten werden, umso wildtiergerechter
werden sie sich später verhalten.
Seit vier Jahren wird auch das nordamerikanische
Kragenhuhn, das so genannte Trapperhuhn,
gezüchtet.
Für die meisten Pritzwalker ist der
Hainholz mit seinen Einrichtungen selbstverständlich.
Sie sind aber einzigartig, so einzigartig
wie Rudolf Scholz, dem Initiator der ganzen
Anlage.
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