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Deutschlands älteste und erfolgreichste Institution der vorgerichtlichen Streitschlichtung sind die ehrenamtlich tätigen Schiedsfrauen und Schiedsmänner „Ich gehe vor Gericht“, „Na und, ich rufe gleich meinen Anwalt an“. Wie schnell ist das gesagt und wie schnell sind diese Vorhaben dann auch in die Tat umgesetzt. „Leider wird der Ton dabei immer härter und so können wir auch nicht mehr von guter Streitkultur sprechen“, bestätigen auch Maleika Grün und Dr. Hagen Doernberg, die in der Gemeinde Panketal zu Schiedsleuten berufen wurden. „Der Gartencharakter unseres Ortes ist ein Nährboden für Probleme für nachbarschaftlichen Zwist zur Grenzgestaltung und Bepflanzung. Die meisten Schlichtungen führen wir zu Nachbarschaftsstreitigkeiten durch, obwohl wir auch zuständig sind für kleinere Strafsachen wie Beleidigung, Sachbeschädigung oder Hausfriedensbruch“, erklären die Ehrenamtler. „Man könnte ein ganzes Buch schreiben, worüber sich die Menschen heute streiten. Aber natürlich wird alles sehr diskret behandelt – das ist unsere oberste Pflicht.“
Grundlage für diese Arbeit ist die Mitgliedschaft im Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen. Diese Vereinigung ist die älteste und über die Jahre auch erfolgreichste Institution der vorgerichtlichen Streitschlichtung. Sie besteht seit dem 13. September 1827 in Preußen. In Sachsen heißen sie übrigens Friedensrichter.
„Wir brauchten für dieses Amt keine juristische Vorbildung, doch im Laufe der Jahre und durch einige Fortbildungen des BDS kennt man sich natürlich in den meisten Gesetzen ganz gut aus. Aber, und das sage ich ganz deutlich, wir machen keine Rechtsberatung. Der Ablauf beginnt zunächst mit einem Antrag auf Streitschlichtung. Im nächsten Schritt kommt es zur Ladung der Streitparteien und erst
im dritten zur eigentlichen Schlichtungsverhandlung. Kann die Schlichtung erfolgreich gestaltet werden, folgt im letzten Schritt der so genannte Vergleich. Dieser Vergleich ist dann allerdings bindend und hat mit allen Pflichten 30 Jahre Gültigkeit.“ Beide erklären weiter: „Viele Streitigkeiten haben ihre Ursachen in banalen Ereignissen. Mit unserer Arbeit können wir helfen, hohe Folgekosten durch Anwälte sowie langwierige Verfahren zu verhindern. Das Schönste ist natürlich, den eigentlichen Streit beilegen zu können. Bei uns „gewinnen“ entweder mit einem Vergleich beide Parteien oder,wenn sie sich nicht einigen, „verlieren“ beide Seiten. Die Schiedsleute versuchen immer die tieferliegenden Ursachen zu ergründen. Daraus wird dann eine für die Zukunft tragfähige Lösung entwickelt. So kann in einer Schiedsstelle gegen eine verhältnismäßig geringe Gebühr schnell eine vorgerichtliche Einigung erreicht werden.
Die einfachste Lösung ist es jedoch, ein wenig nachzugeben, sich zu entschuldigen und so den Frieden wieder herzustellen. Schlichten ist schließlich besser als Richten!
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