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Eine
Zepenicker "Kalamität" |
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Frisch - Frei - aber
Fromm. Badeanstalten in Panketal im Wandel
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Mitte der
Zehnerjahre - die allererste
Badeanstalt an der Panke in
der Triftstraße |
Sicherlich fehlt es in der Gemeinde
Panketal noch an den ganz großen Attraktionen.
Dabei zeigt ein Blick zurück in längst
vergessene Zeiten, dass es durchaus
möglich gewesen wäre, zum Beispiel
auch eine eigene Badeanstalt einzurichten.
Galt das Baden an sich in öffentlichen
Gewässern im 18. Jahrhundert allgemein
noch als ungesund, gefährlich und
sogar unmoralisch, tummelten sich
im 19. Jahrhundert immer mehr Menschen
an den Ufern der Seen oder Flüssen,
um das kühle Nass zu genießen. |
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In der Badeanstalt
in der Triftstraße ging es gesittet
zu und diente vielen Panketalern
bis in die dreissiger Jahre
hinein der Erfrischung und Abkühlung |
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Für den
alten Goethe beispielsweise galt es
noch als eine große Verrücktheit.
Die Ge-schichte des Ortes weiß zu
berichten, dass im Jahre 1874 der
Nachtwächter Schindler auf recht tragische
Weise zu Tode kam. Er ertrank, warum
auch immer, im Gartenteich des Bauern
Karl Schröder…
Schindler stand kopfüber im Wasser
und seine Pike lag neben ihm im Gras.
Dieser Vorfall war dann auch der einzige
erwähnte Badeunfall für den Ort und
damit hat die eigentliche Badegeschichte
auch wieder sein Gutes. Doch baden
- hier ist die Panke rechts des nördlichen
Teils der Triftstraße als beliebte
Badestelle genutzt worden - wollten
man natürlich auch im Panketal und
so wurde, was wiederum Aufzeichnungen
belegen, auf Beschluss der Gemeinde
ein Naturbad an den Schröder-Schwenk'schen
Heuwiesen eingerichtet. Schick war
es, mit Imbiss und sogar Umkleidemöglichkeiten,
denn erstens war die Badekleidung
damals recht umfangreich und zweitens
war man ja eher noch prüde. "Anfang
der dreißiger Jahre signalisierte
dann die zunehmende Verschlammung
des Bades gleichzeitig auch das Ende
diese Vergnügens. Vor allem die humosen
Einflüsse von der torfigen Nordseite
her, nahmen schnell überhand. Fische
sollten sich also fortan nur noch
unter ihresgleichen hier tummeln dürfen,
Menschen lediglich auf dem Wasser,
und auch nur dann, wenn es zu gefroren
war", weiß der ehemalige Ortschronist
Rolf Gerlach in seiner Geschichte
zu berichten.
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Die Einweihung
des Sportbades fand am 2. Juni
1940 durch den nationalsozialistischen
Bürgermeister Breitenfeld statt.
(Mitte des Bildes) Die Schließung
des Bades musste schon drei
Jahre später wegen bakteriologischer
Wasserprobleme angeordnet werden |
Das Thema Badeanstalt geriet erst
im Jahre 1938, wenn auch wieder nur
kurz, ins Gespräch und wurde sogar
zu einer Prestigefrage für den Ort.
Es war Paul Anders, damals als so
genannter Ingenieur vom Dienst tätig,
der die anfallenden Kosten die für
die Gemeinde zur Errichtung einer
Anstalt zum Baden errechnete und der
Gemeinde auch vorrechnete, dass "mit
einer Spiegelfläche von 3.200 Geviertmetern
ist um 5/8 gegenüber normalen Badebecken
zu groß gebaut worden".
"Dass das
neue Sportbad nun dicht am Zepernicker
Bahnhof in den Priesterfichten (also
unweit der geplanten Kirchenlandsiedlung)
seinen Standort finden sollte, war
nicht zuletzt auch wegen relativ einfacher
Wasser-Einspeisung aus und -Entsorgung
in die Panke nahezu ideal, oder besser:
wäre es gewesen… Und selbstverständlich
wählte man von den Angeboten zweier
Architekten das billigere aus, wobei
man obendrein den Preis für die Beckenanlage
(38.000 Mark) durch freiwillige Arbeitseinsätze
mit dem Spaten im Frühsommer 1939
zu verringern suchte", heißt es bei
Rolf Gerlach weiter. Die Nutzung als
Badeanstalt hielt nicht lange vor
und "1946 meldete sich schon ein Vertreter
von ,Eisbahn- Bootsverleih- Angelsport`
aus Reinickendorf, der das inzwischen
geplünderte Gelände gerne pachten
möchte". Den ganz großen Ruhm als
Ausflugs- oder gar Vergnügungsattraktion
erreichte das Sportbad in dieser kurzen
Zeit nie und schon bald endete die
Karriere des Projektes denn "alsbald
zählten seitens der Gemeinde sowieso
ganz andere Trümpfe bei dem Thema
Freibad in Zepernick". Inzwischen
unter SED-Regie erinnerten sich die
Verantwortlichen an Pläne aus dem
Jahre 1919, als an einen so genanten
Volkspark im Winkel Möserstraße-Mühlenweg
gearbeitet wurde. Doch das ganze Projekt,
nunmehr der dritte Versuch das Baden
im Panketal zu etablieren und als
so genanntes Volksbad an der ursprünglichen
Stelle, also erneut am Standort des
ersten, alten und "abgesoffenen" zu
errichten, scheiterte aus vielen Gründen.
Kompetenzgerangel und Schuldzuweisungen
verbinden sich mit der geplanten Badeanstalt
für den Ort. "Leider findet sich kein
weiterer Kontext zu diesem doch wohl
allerletzten Wiederbelebungsversuch".
Der Autor bezieht sich auf eine Aktennotiz
aus dem Jahre 1961. "Aber was nütze
dies auch: es tat sich ja in Wirklichkeit
vor Ort nichts mehr. Im Winkel Möserstraße-Mühlenweg,
südöstlich des Zusammenflusse Dranse
und Panke, hatten wieder nur Angler
und Kinder auf Schlittschuhen ihre
Freude am doch so ehrgeizigen Projekt
Badeanstalt im Panketal". Dr. Rolf
Gerlach stellt abschließend als Wunsch
fest. "Möge den neuen Initiatoren
(oder Initiatorinnen), die den Plan
betreiben, im Ortsteil Zepernick ein
Bad zu bauen, dabei nicht zuletzt
das Schicksal des Schindler immer
vor Augen stehen. Also nicht kopfüber
- und die Pike in der Hand behalten!"
Basiert auf den Aufzeichnungen von
Ortschronist Dr. Rolf Gerlach "Baden
oder nicht baden… Die Chronik einer
Zepernick'schen Kalamität"
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Das
Sportbad fotografiert
um 1942 |
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Auch
diese Fotografie von der
Investruine der SED-Verwaltung
zeugt von einer Badeanstalt,
es ist die zweite Badeanstalt
von Panketal in der Straße
der Jugend |
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