|
Aus der
Verkehrsgeschichte |
|
|
|
|
|
|
Das runde Eisenbahnjubiläum
|
|
|
|
Seit 1990 ein gewohntes
Bild: Superschnelle ICE fahren regelmäßig
durch Markranstädt |
Am letzten Wochenende im März 2006
ließen die Markranstädter noch
einmal richtig Dampf ab. Mit einer alten
Dampflok der 52er Baureihe und einem zünftigen
Bahnhofsfest wurde das 150. Jubiläum
des Tages gefeiert, an dem zum ersten
Mal ein Zug in Markranstädt auf der
neuen Verbindung Corbetha-Leipzig hielt.
Das war genau der 22. März 1856.
Zwei Jahre zuvor begannen die Bauarbeiten
an der 31,92 km langen Strecke. Die Markranstädter
Gasthöfe und Zimmervermieter verdienten
nicht schlecht an "Kost und Logis"
für die auswärtigen Bauarbeiter,
die meist aus dem Thüringischen kamen
und zwei Jahre blieben. Ein trügerischer
Trost, denn mit der Bahn, und das war
nun allemal ein Grund zum Feiern, geriet
das Leben in Markranstädt auf ein
völlig neues Gleis. Vor den Dampfrössern
war die Stadt zu den Leipziger Messen
letzte Ausspanne, wo Wagen und Ladungen
überprüft wurden und die Zugtiere
eine Pause und neue Hufeisen bekamen.
Die Hotels und Gasthöfe brummten
und so mancher Becher wurde auf das kommende
Geschäft geleert. Der Zug war 1856
abgefahren, der Postkutschen- und Frachtwagenbetrieb
wurde bald eingestellt. Die Kaufleute
transportierten nun ihre Waren mit der
Eisenbahn und Hoteliers, Verrmieter, Stellmacher
und Schmiede am Wege hatten ihre lukrativsten
Zeiten hinter sich. Aber was dem einen
sin Uhl ist dem anderen die Nachtigall.
|
Historischer Stich
des ersten Zuges im Jahre 1856 |
Die Bahn stellte die Signale auf Grün
für einen ungeheuren produktiven
Aufschwung . Auf preisgünstigem Bauland
schossen Fabriken wie Pilze aus dem Boden.
Und mit ihnen wuchs die Bevölkerung,
so dass mit dem wirtschaftlichen Aufschwung
auf den Feldern zwischen der einstigen
Stadtgrenze und dem Bahnhof neue Straßen
angelegt wurden, Wohnhäuser und Gewerbehöfe
in die Höhe wuchsen. Hatte die Stadt
1858 nur 1.307 Einwohner, so waren es
1885 bereits 4005. Die Fabriken bekamen
schnell und kostengünstig über
die Schiene Rohwaren und konnten die Fertigware
landesweit liefern. Es siedelten vor allem
fellverarbeitende Unternehmen in Markranstädt
an, die das deutsche Rauchwarenzentrum
Leipzig versorgten. Auch die Kohle profitierte
von dem konkurrenzlos billigen Mengenversand,
wie auch die Kalkbrennerei und Ziegelei,
die Zuckerfabrik und später die Maschinenfabriken.
Sehr schnell wude die Eisenbahn in Besitz
genommen, machte sie die Fahrten von und
nach Leipzig kurz und bequem. Viele Anekdoten
wurden am Festwochenende erzählt,
etwa wie der volltrunkener Fuhrwerkslenker
Wölbeling 1868 auf die Gleise geriet.
Der Zug zerschmetterte Wagen und Pferde.
Der Trunkenbold landete unverletzt auf
den Puffern der Lok. Ein Pony stoppte
einmal den Zug und ein Personenzug fuhr
seinem Schaffner davon. Ein alter Eisenbahner
erinnerte sich noch daran, als im August
1935 der sensationelle, 160 Kmh erreichende
berühmte Triebwagen BR SVT 137 von
Berlin nach Frankfurt am Main durchrauschte.
Fahrzeit für die 550 Kilometer-Strecke
damals 5 Stunden und 6 Minuten, der ICE
ist heute nur eine Stunde schneller.
|
|
|
|
|
|
|