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Im April 1999 waren
die "Holländer" zu
Hause |
Was Porsche und Mercedes heute in und
um Leipzig produzieren, das konnte Markranstädt
schon lange. Denn hier stand eine der
Wiegen sächsischer Automobilindustrie.
Heute erinnert nur noch ein langgestreckter
roter Fabrikbau in der Ziegelstraße
an die Autostadt Markranstädt. Bereits
1908 gründete der Maschinenbauingenieur
Hugo Ruppe dort die Markranstädter
Automobilfabrik, kurz die "MAF".
In den Hallen entstanden einfache, robuste
Kleinwagen mit luftgekühltem Viertaktmotor
und zunächst 12 PS. Der Preis und
die Solidität der vom begabten Motoren-
und Autokonstrukteur entwickelten Automobile
sicherten einen beachtlichen Abnehmerkreis.
Dazu trugen auch Erfolge bei Zuverlässigkeitsfahrten
und internationalen Rennen bei. So raste
der kleinste MAF 5/12 PS mit 97 km/h als
Sieger über die Brooklands-Bahn in
London. Die luftgekühlten PKW aus
Markranstädt erwiesen sich auch in
der glühenden Hitze Afrikas überlegen.
Von 1908 bis 1921 rollten MAF-Typen zwischen
1290 und 3410 ccm Hubraum
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Die Wiege der Markranstädter
Automobile |
bis zu 35 PS aus den Werkhallen. Doch
so be-schlagen und innovativ Ruppe auf
technischem Gebiet war, so schlecht war
er als Kaufmann. 1911 mußte die
Firma vor dem Bankrott mit Fremdkapital
saniert werden, doch der geschäftliche
Erfolg stellte sich nicht ein. Im 1. Weltkrieg
wurde Hugo Ruppe einberufen und sah nun
seinen von ihm entwickelten 35-40 PS-Königswellenmotor
in Klein-Lastwagen mit Verwundeten oder
Munition. Nach dem Krieg lockte Ruppe
ein Angebot nach Zschopau, wo er in den
später bekannten DKW- und MZ-Werken
einen luftgekühlten Kleinstmotor
mit 25 ccm Hubraum als Zeitakter entwickelte,
der als Spielzeugmotor unterm
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Der MAF-Erstling
originalgetreu aufgebaut |
Markennamen "Des Knaben Wunsch (DKW)"
verkauft wurde. Ruppe entwickelte später
in Berlin und in der Tschechoslowakei
Motorräder, auch für den Rennsport
und starb 1949 verarmt in Zschopau. Nicht
aber vergessen, denn die autobegeisterten
Brüder Zschalig aus Frankenheim machten
unterstützt durch die Stadtväter
die MAF-Geschichte wieder lebendig. 1999
gelang es nach aufwendigen Recherchen
und langwierigen Verhandlungen zwei Oldtimer
aus holländischem Privatbesitz zu
erwerben. Auf Initiative der Zschalig-Brüder
wurde im März 2000 der "Markranstädter
Oldtimerverein e.V." gegründet.
Sein Ziel, das Andenken an Hugo Ruppe
zu ehren sowie die historische Technik
wiederherzustellen und zu warten. Die
liebevoll restaurierten MAF kehren so
in die Werkhallen zurück, in denen
sie einst zusammengeschraubt wurden und
heute der Verein sein Domizil hat. Nach
Huge Ruppe wurde an alter Wirkungsstätte
eine Straße benannt.
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