Schwedt / Oder
 
  Eine geschichtsträchtige Stadt  
     
 
 

Immer wieder wie ein Phönix aus der Asche - Aus Schwedts bewegter Geschichte

 
 

Schwedter Art

Ein Blick auf die Felder,
ein Blick auf den Fluß
Gibt jeden von Schwedt den
ureigensten Gruß.
Denn was man dort sieht,
was das Auge erschaut,
ist Schwedt ganz und gar,
ist allen vertraut: ist Tabak,
ein Vierteljahrtausend uns Gold,
ist Schiffahrt und Fischfang,
seit ewig uns hold.

Friedrich Wilhelm Albert Schultz

Ein Schwedter Wahrzeichen: Der alte Wasserturm
Es ist wohl die besondere Lage im Urstromtal der Oder, die Menschen schon vor über 4000 Jahren hier siedeln ließen. Beim Hausbau in der Oder-Straße und am Briedensee stieß man auf Höckergräber, Steinbeile und Krüge aus der Steinzeit um 2000 vor unserer Zeit. Im 6. Jahrhundert besiedeln Slawen das Land, bauen eine Burg, betreiben Ackerbau und Fischfang. Sie sind wohl auch die Namensgeber von Schwedt, das sich von "swjati, sweti" im Slawischen "heilig" herleiten läßt. Urkundlich erwähnt als "civitas" (Stadt) wird Schwedt vor genau 740 Jahren 1265.
Bald Münzort und wichtiger Kreuzungspunkt an den Handelswegen nach Stettin, Küstrin und Frankfurt blüht der Flecken auf, bringen es fleißige Zunftbrüder der Böttcher, Leineweber, Schneider, Schuhmacher, Zimmerleute, Teerbrenner und Fischer zu bescheidenem Wohlstand.
Doch im 30jährigen Krieg wird Schwedt "bis in grundt verderbet", und nach Beschuß, Bränden sowie 32 Plünderungen war es "gantz wüste". Von den weit über tausend Einwohnern sind in dem sonst so lebhaften Städtchen nur noch 140 Bürger, 60 Vorstädter und Kietzer sowie acht Edelleute anzutreffen. Sie gehen daran, die Stadt zu befestigen mit Schutzwall, Graben und Stadttoren. Über allem wacht auf dem Marktplatz ein Roland.
Abbruch von elfgeschossigen Plattenbauten im Stadtumbau
Stadtpark mit Blick auf die Kirche Sankt Mariä Himmelfahrt
Bürgerfleiß und Geschäftssinn lassen die Stadt erblühen, doch der "tolle Markgraf" feiert Feste, Bälle und Hetzjagden, prunkvolle Theateraufführungen und strebt nach einem "Potsdam, ja Paris der Uckermark". Willkür und Steuern drücken das Volk, Überschwemmungen und Feuersbrünste bringen Hungersnöte.
1670 erwirbt aus ihrer Privatschatulle Dorothea von Holstein-Glücksburg, die zweite Frau des "Großen" Kurfürsten für 26.500 Taler die Herrschaft Schwedt mit den Städten Schwedt und Vierraden, zwölf Dörfern und neun Vorwerken. Die edle Frau aus einer Nebenlinie der Hohenzollern, Gründerin der Berliner Dorothenstadt, ist ebenso schön wie stattlich, herrschsüchtig und klug. Um Handwerk und Ackerbau zu beleben, schafft sie 1680 die Leibeigenschaft ab und läßt Hugenotten aus der Pfalz und der Schweiz ansiedeln. Die französichen Glaubensflüchtlinge entwickeln Schwedt zum Zentrum des Tabakanbaus im Norden Deutschlands, befördern Kunst und Wissenschaft.
Schwedt ist reich an kulturellen Traditionen. 1747 wird Johann Abraham Peter Schultz geboren. Der spätere Komponist und Kapellmeister des Prinzen von Preußen, der Liedermann des Volkes, schuf viele, noch heute gesungenen Melodien, wie "Der Mond ist aufgegangen" und "Ihr Kinderlein kommet."
Schleuse an der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße
Peter Josef Lenné hinterläßt 1778 seine Handschrift in der Gartenkunst. Seine Pläne verwandeln das Wäldchen vor der Kuhheide in einen Park wie auch im Vorwerk Criewen rund um das Schloss. 1805 wird Adolf Schroedter geboren, ein Maler, den Schadow als Schüler nach Düsseldorf holt und dessen Werke heute noch in der Nationalgalerie in Berlin zu bewundern sind.
Weil das Tabakstädtchen, inzwischen 7.100 Einwohner, dem Fortschritt aufgeschlossen ist, bekommt es 1835 Öllampen als Straßenbeleuchtung. 1840 verkehren die ersten Dampfschiffe auf der Oder, 1858 wird der erste öffentliche Tabakmarkt abgehalten und 1865 die Gasanstalt gebaut. 1870 richtet der geschäftstüchtige Dragoner-Trompeter Ladewig am Herrensee ein Schwimmbad ein, heute ein beliebtes FKK-Bad. Eine stille Heldin von Schwedt gilt es in der Chronik noch zu erwähnen, die Hebamme Malitz, die 1932 zum 5.000 mal einem Kind auf die Welt half. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erleidet Schwedt erneut ein schweres Schicksal. Im Januar 1945 erklärt der berüchtigte SS-Obersturmbannführer Skorzeny die Stadt zur Festung. Die am 18. April von der Roten Armee angebotene Kapitulation wird abgelehnt. Am 20. April beginnt der Beschuß und Sturm. Auch Nazikommandos stecken die Stadt in Brand und plündern, ehe sie fliehen. Am 26. April ist Schwedt befreit und liegt in Schutt und Asche, ist zu 85 Prozent zerstört.
Und wieder sind es die Schwedter, die Trümmer beseitigen und das Leben in Gang bringen. Im Oktober 1945 wird die erste Zigarrenfabrik eröffnet, auf 93,3 Hektar zum Teil verminten Feldern wird Tabak angebaut. Gold in der Nachkriegszeit, was durch die Tatsache belegt ist, dass auf dem Schwarzmarkt damals ein Sack Tabak ein Pferd wert war.
Ab 1957 wird Schwedt Großbaustelle, eine Papierfabrik, das Erdölkombinat und eine Stickstoffdüngemittelfabrik entstehen. Schwedt entwickelt sich zum wirtschaftlichen Zentrum der Uckermark und potenten Industriestandort der DDR und wächst auf 52.000 Einwohner.
Wer erfahren will, wie sich die Stadt mit ihren Ortsteilen heute präsentiert, ein Zentrum für erneuerbare Energien wird und weshalb die Stadt im Bundeswettbewerb "Stadtumbau Ost" den ersten Preis erhielt, sollte selbst nach Schwedt an der Oder kommen und staunen, wozu die Schwedter fähig sind.
 
Vorwort
Die Stadt Schwedt
Die Ortsteile
Steinerne Handschrift
Französischer Charme
Ausflug in die Natur
Uraltes Handwerk
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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