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Wer
ist eigentlich Karasek? |
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Gestatten, Karasek
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Schon in Bautzen
trifft man auf den
legendären Räuberhauptmann
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"Karasek, wer ist das?", fragte
mich mein Freund. Die Frage konnte ich
locker beantworten, denn als angehende
Touristin in der Oberlausitz wusste ich
bereits, dass damit nicht der Literaturprofessor
aus dem Fernsehen gemeint war, sondern
der legendäre Räuberhauptmann
Karasek, Vorname Johannes, der Ende des
18. Jahrhunderts als eine Art Robin Hood
im heutigen Dreiländereck wirkte.
Ich holte zu einem dozierenden, von der
Homepage www.karaseks-revier.de gestützten
Sachvortrag aus, aber mein Schatz winkte
nur ab und meinte, es sei Zeit loszufahren,
wenn wir noch am Abend im Karasekschen
Revier sein wollten.
Ich wusste, dass er in Karaseks Revier,
unserem diesjährigen gemeinsamen
Urlaubsdomizil, noch einige Male auf Karaseks
Spuren treffen würde. Schließlich
ist er einer der offiziellen Botschafter
der Oberlausitz, und da kennt ihn dort
jeder.
Vor Bautzen fing's schon an. Im Miniaturenpark
Kleinwelka konnte man einen Karasek-Räuchermann
bewundern. In Bautzen ging's dann weiter.
Auf großen Plakaten warb das Deutsch-Sorbische
Volkstheater für das "Volksstück
vom Johannes Karasek". In Neusalza-Spremberg
wies eine Tafel auf die Laienspielschar
"Karasek-Truppe" hin, und
als wir Eibau durchquerten, erfuhren wir
auf Postern von einem weiteren Karasek-Theaterstück
namens "Die Räuber kommen! Die
unglaublich wahre Geschichte des Räuberhauptmann
Karasek" im Faktorenhof. In Seifhennersdorf
angekommen, bezogen wir erst einmal unser
Ferienquartier im Bungalowdorf am Kindererholungszentrum
Querxenland. Auf dem Tisch lagen das Oberlausitzer
Tourismus-Magazin "Zu Gast in Karaseks
Revier" und der Ausflugs-, Wander-
und Erlebnisführer "Unterwegs
in Karaseks Revier". Mein Freund blätterte
gleich darin herum, während ich die
Reisetaschen auspackte.
"Schatz!", rief er plötzlich.
"Weißt du, was hier steht?
Morgen, am ersten Mai, ist hier nebenan
der große Familienspaß mit
Karasek. Das ist eines der größten
Volksfeste hier im ganzen Jahr. Da müssen
wir hin!" Klar, dachte ich, dabei
lernen wir ja mehr von Karasek kennen,
denn der prägt die ganze Gegend hier.
Gesagt - getan. Der Familienspaß
mit Karasek war großartig. Karasek
selber bekamen wir ein paar Mal zu Gesicht,
aber in dem Trubel kam man immer nicht
so richtig an ihn ran.
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Ein frisches Karasek-Brot
gefällig?
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Dafür knallten Böllerschüsse,
Pfeile von Armbrüsten zielten auf
einen "Adler" in 15 Metern Höhe,
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Startschuss zum
Familienspaß
mit Karasek
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Volksmusik-Stars machten Stimmung, historische
Handwerker werkelten, der Backfisch schmeckte,
es gab Karasek-Brot, Karasek-Bier, Karasek-Bierkrüge
und leckeren Karasek-Kräuterschnaps.
Ein tolles Fest!
Die Tage vergingen, und wir trafen bei
unseren zahlreichen Unternehmungen auf
weitere Spuren Karaseks. Wir besuchten
die Karasek-Höhle, im MDR-Fernsehen
kam die Reportage "Unterwegs in Sachsen
mit Räuberhauptmann Karasek",
und auf einem Markt erstand ich die CD
"Bei Karasek ist Räuberfest".
In der gemütlichen Fichtelschänke
in Neufriedersdorf aßen wir "Karasek
sei Beuteschmaus", und im Karasek-Haus
in Taubenheim mit der bemerkenswerten
Karasek-Sonnenuhr erfuhren wir, dass der
Räuberhauptmann nicht nur justitiable,
sondern auch amouröse Abenteuer suchte.
In dem süßen Fun-Keramikladen
der netten Künstlerin Ines Heikel
in Neugersdorf kauften wir einen kleinen
bunten Karasek-Räuchermann aus gebranntem
Ton. Auf dem Karasek-Naturmarkt in Seifhennersdorf
gab es Schmeckerchen ohne Ende, alles
total gesund. Bei einer für uns Flachländer
extrem bergigen Fahrradtour auf dem Karasek-Radwanderweg
strampelten wir uns die zwar gesunden
aber überflüssigen Kalorien
gleich wieder ab.
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Hochoffizielle
Karasek-Erinnerungsmedaille
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Als wir mal in der Nähe unseres
Bungalows durch den Wald gingen, stellte
sich hinterher heraus, dass es der historisch
aufgearbeitete "Karasek-Ringwanderweg"
war. Wieder ein Kultur-erlebnis mehr.
Eigentlich hätte ich es mir ja denken
können, denn unterwegs waren wir
an der Karasek-Schenke vorbei gekommen,
hatten dort eine kleine Freilichtbühne
mit der Aufschrift "Karasek &
Die Dörfler e.V." gesehen, und
die Straße in Neuwalde hieß
laut Straßenschild offiziell Karasek-Weg.
Animiert durch einen Besuch in der Tourist-Information
unternahmen wir "Karaseks Schlemmertour",
seine damalige Lieblingsroute von Jonsdorf
ins Böhmische und zurück. Die
Wanderung wurde ein unvergessliches Natur-
und Gastronomieerlebnis. Unterwegs trafen
wir einen zünftigen Wanderer, der
uns erstaunlich sachkundige Informationen
über Land und Leute gab. Er schien
aus der Gegend zu sein, denn er rollte
das "r" auf die in der Oberlausitz
einmalige typische Weise. Ganz besonders
empfahl er uns das Karasek-Museum, das
sei ganz toll. Natürlich statteten
wir diesem freundlichen Haus einen Besuch
ab. Neben viel Historischem über
den Räuberhauptmann gab es einen
Karasek-Roman, aber auch Karasek-Autoaufkleber
und
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Die
Karasek-Sonnenuhr in Taubenheim
am Karasek-Haus
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Karasek-Ökobeutel. Der Museumsverein
hieß "Freundeskreis am Karasek-Museum",
und die Eintrittskarte trug natürlich
das Konterfei des Räuberhauptmanns.
An der "Schatzsuche mit Karasek"
hätten wir gern teilgenommen, aber
die fand in unserer Urlaubswoche leider
nicht statt. Aber zum Leinewebers Pilzwochenende
mit Karasek im September, zur Räuberweihnacht
auf Karaseks Naturmarkt, wo alle Räuber
da sind, und zum Oberlausitzer Leinewebertag
mit Karasek im nächsten März
werden wir vielleicht kommen.
Plötzlich kam ein Mann in Jägertracht
auf uns zu und sprach uns freundlich an.
Dabei rollte er wieder das "r"
wie bei "Rhabarber". Ich erkannte
ihn sofort, es war der Räuberhauptmann
Karasek aus dem Fernsehen, aber es war
auch der nette Herr, den wir auf Karaseks
Schlemmerroute bei Jonsdorf getroffen
hatten. Wer war er denn nun? Das musste
er doch sein! Er spürte meine Erregung,
nahm Gentleman-Haltung an, schlug die
Hacken zusammen und sagte höflich
"Darf ich mich vorstellen? Gestatten,
Karasek."
Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile
über Geschichtliches und Regionales,
denn er wusste interessant zu erzählen.
Klar, dass wir am Ende eine "Karasek-
Erinnerungsmedaille" erstanden, die
in unserer Wohnzimmer-Vitrine einen ehrenvollen
Platz bekommt.
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