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Professor
Hellmut Karasek
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Ein Telefoninterview mit dem Publizisten
und deutschen "Literaturpapst"
Professor Hellmuth Karasek, geführt
von unserem Redakteur Thomas Voigt
Herr Professor Karasek, sind Sie traurig,
dass Sie nicht der einzige berühmte
Karasek in Deutschland sind?
Da bin ich eher froh, denn einen solchen
Robin-Hood-Ahnen, der unverhofft in der
Oberlausitz auftaucht, habe ich mir immer
gewünscht. Ich hatte übrigens
schon vorher von ihm gehört. Bekannte
waren vor Jahren in der Region und haben
mir Fotos von der Karasek-Schenke geschickt
- so nach dem Motto "Wir wussten
gar nicht, dass du hier ein Gasthaus hast
"
Als Sie von Ihrem populären Namensvetter
erfuhren, haben Sie sich ein wenig mit
seiner Person beschäftigt. Gibt es
irgendetwas, was sie mit Johannes Karasek
verbindet?
Ich würde gern eine größere
Verbindung haben. Der Johannes Karasek
entspricht dem Bild des "edlen Räubers"
und ist deshalb so beliebt. Was die Namensgleichheit
betrifft, ist das Ganze ja nur wegen der
Seltenheit des Namens in Deutschland auffällig.
In Böhmen dagegen gibt es viele Karaseks,
das ist dort wie bei uns Müller oder
Meier. Ich kann das beurteilen, denn ich
stamme selbst aus Böhmen, konkret
aus Brno beziehungsweise Brünn. Im
Namen Karasek spiegelt sich wieder, dass
dieses "Revier" völker-
und länderübergreifend war.
Das heißt, man fragte nicht nach
Länder- und Staatsgrenzen, sondern
Deutsche und Slawen lebten gemeinschaftlich
in einer gemeinsamen Region. So ist Karasek
auch eine Figur der Kultursymbiose.
Gibt es etwas beim legendären
Räuberhauptmann, was Sie nicht haben
aber gern hätten?
Ja, seine Verwegenheit, seinen Abenteuermut,
seine Entschlossenheit zu handeln. Ich
gehöre mehr zu der tintenklecksenden
Fraktion.
Haben Sie jemals im Leben den Wunsch
verspürt, auch mal so zu sein wie
Robin Hood oder Räuberhauptmann Karasek?
Als Kind, als Jugendlicher hatte ich schon
hin und wieder den Wunsch, mal auszubüchsen,
Abenteuer zu erleben, Romantik am Lagerfeuer
zu genießen. Das verflog aber leider
schnell. Bedingt durch Krieg und Nachkriegszeit
entstand bei mir mehr das Bedürfnis
nach bürgerlicher Geborgenheit und
Ordnung.
Johannes Karasek liebte gutes Essen, edle
Getränke und die Frauen. Wie ist
das bei Ihnen, Herr Professor?
Wer das nicht liebt, ist auf der Erde
am falschen Ort!
In Karaseks Revier werden die historische
Figur des Karasek und die Legenden um
ihn mit viel Herz und Engagement gepflegt.
Aber der Mann war auch nicht unumstritten.
Was sagen Sie zu dieser Art Traditionspflege?
Wer ist schon unumstritten. In jeder geordneten
Landschaft und so natürlich auch
in der Oberlausitz, in Böhmen und
Mähren, existiert immer auch eine
Sehnsucht nach edlem Räubertum. Schon
bei Friedrich Schiller ist das zum Beispiel
in seinem Drama "Die Räuber"
zu finden. Es gibt so etwas in allen Volkslegenden
und ihren Idolen, so auch bei Zorro und
Robin Hood. In diesen damaligen diktatorischen
Rechtssystemen gewinnt der Wunsch nach
Gerechtigkeit und Freiheit eine große
Bedeutung. Das war nicht zuletzt auch
eine Triebkraft der Französischen
Revolution von 1789.
Was können Sie dem Räuberhauptmann
Karasek empfehlen?
Lieber ein unheroisches Leben führen,
weil man dann länger lebt und sein
Alter in Frieden verbringen kann.
Das Karasek-Museum würde Sie gern
einmal zu einem Besuch in Karaseks Revier
einladen. Würden Sie mitmachen bei
"Karasek trifft Karasek"?
Sehr gern.
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