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Seit
Jahren ist er Imker mit Leib und
Seele
- Imker Fröhlich -
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Ich bin neu in Hoppegarten, ein Zuzug
von der Wasserkante und unverschämt
verwöhnt, wenn es um die süßen
Dinge des Lebens geht. Ich meine die kulinarischen.
Unabhängig davon, dass ein Umzug
immer ein Verlassen meist lang gewachsener
Gewohnheiten bedeutet, öffnet sich
gleichermaßen eine Truhe,
die mit neuen Dingen gefüllt werden
will. Die Chance schlechthin, Kontakte
zu knüpfen. So geschah es auch mir,
hier in Hoppegarten. Stress pur
ein typischer Umzug eben. Endloses Packen,
immerwährendes Suchen, anhaltendes
Chaos und schließlich kraftloses
Aufgeben und der Versuch, dem Geschehen
zu entwischen, einfach nicht da zu sein
und nur noch etwas Gutes für die
Seele und das innere Gleichgewicht zu
tun: Honig muss her! Im Supermarkt sind
nur die flüssig gehaltenen Süßlinge
in attraktiv gestalteten Gläsern
zu finden. Nichts für mich, bin ja
schließlich ein Kenner. Es kann
doch nur der Chic des Schwunges
aus dem Handgelenk sein, wenn die klebrige
Flüssigkeit über den Toast fließt,
der Leute dazu bringt, auf den Genuss
eines richtig guten Bienenhonigs zu verzichten.
Ich belohnte mich also mit einem Stück
Berliner Bienenstich, der
mir zumindest den Eindruck goldgelben
Honigs vermittelte. Resigniert trat ich
den Heimweg an. Der Zufall schließlich
kam mir zu Hilfe. Gut, dass ich an der
falschen Ecke abbog, nie hätte ich
sonst am Gartenzaun halt gemacht, über
den ein wunderschöner großer
Hund blickte. Tätscheln, streicheln,
ich war als Freund akzeptiert, was den
Hundeherrn, der hinter einem Schuppen
hervorlugte, wunderte. Es folgten freundliche
Worte und dann, dann sah ich es, das Schild:
Honig aus eigener Produktion.
Vorsichtig brachte ich das Gespräch
auf meine bislang vergeblich gesuchte
Lieblingsspeise und bereitwillig erhielt
ich Auskunft. Nicht lange und ich fand
mich im Heiligtum des Imkers wieder: durfte
die Wohnungen der kleinen Gesellen, Beuten
genannt, bewundern, nahm Waben in die
Hand, schnupperte am Bienenwachs und ließ
mich von den wenigen noch nicht zur Ruhe
gegangenen kleinen Arbeiterinnen im flott
gestreiften gelb-braunen Dress umschwirren.
Wir verklönten uns. In der Dämmerung
brach ich schließlich auf. Durch
und durch glücklich, ein Glas (richtigen)
Lindenhonig, der schon langsam seinen
kandierten Niederschlag bekam, in der
Hand, Telefonnummer und Adresse notiert
und mit mir und der Welt zufrieden. Nun
konnte mir auch die Sucherei nach Schuhcreme
und Bügeleisen nichts mehr ausmachen,
nach Dingen, die so wichtig sind und sich
in einer der unzähligen Umzugskisten
bisher erfolgreich verborgen hielten.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich
mein süßes Hoppegartener Geheimnis
preisgeben soll, andererseits sollte man
großes Glück teilen. Sicher
hat mein neu gefundener Haus-Imker
immer noch ein Gläschen seines wunderbaren
cremigen Goldes für mich im Schrank.
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