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Rainer Fornell wurde vor einem halben Jahr im Amt bestätigt |
Vor einem halben Jahr waren die Panketaler wieder aufgerufen, ihr Stimmrecht wahrzunehmen und den Bürgermeister für die Gemeinde zu wählen. Alle acht Jahre steht diese Wahl an und sie kann Abstrafung oder Zeit der Ernte sein. Es traten drei Kandidaten und zwei Kandidatinnen an: Rose Schulze, Thomas Dyhr, Christiane Herrmann, Dominik Przywara und Rainer Fornell. Bereits im ersten Wahlgang wurde Rainer Fornell (SPD) für eine zweite Amtszeit von acht Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Panketal gewählt. 16.329 Panketalerinnen und Panketaler waren am 11. September 2011 zur Wahlurne gerufen worden, jedoch nur 7.034 machten von ihrem Recht Gebrauch. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 43,08 Prozent. 4.503 Stimmen (64,84 Prozent) entfielen auf Fornell. Ein halbes Jahr später ist es Zeit noch einmal nachzufassen und nach den Zielen und Plänen des neuen und alten Bürgermeisters zu fragen.
Betrachten Sie Ihren Wahlerfolg als Anerkennung und als Bestätigung Ihrer Arbeit in den vergangenen acht Jahren? Und was sagen Sie zu der geringen Wahlbeteiligung?
Ich denke, dass es so ist. Ja! Ich habe immer so einen Drittelmix, den ich anlege und der sich in der Wahl erneut bestätigt hat. Es gibt ein Drittel Menschen, die hat man quasi als feste Unterstützer hinter sich. Die vertrauen einem und sind so eine Art Hausmacht. Dann gibt es ein Drittel, das man mit guter Arbeit erreichen kann mit guten Sachargumenten, Überzeugungskraft und Ergebnissen. Das letzte Drittel setzt sich aus Menschen zusammen, die einen trotz aller Bemühungen nicht mögen. Das ist auch in Ordnung so. Denn eine Erwartung, die darauf hinausläuft, dass man alle Wünsche erfüllt, ist unrealistisch. Die Kritik an meiner Amtsführung der letzten Wahlperiode seitens der Gegenkandidaten war ja nicht so, dass der Eindruck entstanden wäre, nun müsse das Ruder aber um 180 Grad herumgerissen werden; auch deshalb wohl die geringe Wahlbeteiligung. Auf der anderen Seite ist es schon betrüblich, dass viele Bürger offensichtlich vergessen haben, wofür sie 1989 auf die Straße gegangen sind. Denn die gefälschten Wahlen in der DDR waren der Auslöser für die friedliche Revolution. Oft ist es dann aber so, dass die Menschen, wenn sie dann endlich wählen können, von diesem Recht keinen Gebrauch machen.
Wie steht die Gemeinde Panketal zu Beginn Ihrer zweiten Amtszeit als Bürgermeister im Vergleich zu anderen Kommunen im Barnim heute da?
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Möchte die Fahrradmobilität fördern – Bürgermeister Fornell |
Derzeit leben auf dem Gemeindegebiet etwas mehr als 19.200 Menschen. Knapp 85 Prozent der Einwohner von Panketal wohnen in Ein- oder Zweifamilienhäusern. In Bernau sind es bei fast doppelt so vielen Einwohnern gerade einmal 40 Prozent. Das heißt, wir verfügen über eine hohe Lebens- und Wohnqualität. Besonders möchte ich die Schuldensituation hervorheben. Mit 63 Euro pro Kopf Verschuldung steht Panketal gut da. Wenn wir uns hier Wandlitz mit fast ähnlicher Einwohnerzahl anschauen, wird das besonders deutlich: Dort liegt die Verschuldung bei 359 Euro. Panketal ist eine so genannte „Speckgürtelgemeinde“. Viele Menschen wohnen hier im Grünen, arbeiten aber in Berlin. Mit 22.687 Euro Kaufkraft pro Einwohner liegen wir im Barnimer Spitzenbereich!
Worin liegen die Schwerpunkte Ihrer Arbeit in der näheren, der mittleren und der ferneren Zukunft der nunmehr begonnenen zweiten Amtszeit?
Kurzfristig bedeutet einen Zeitraum von zwei Jahren. Hier sind die meisten Vorhaben durch Planungsvorläufe bereits gesetzt. Unsere kurz- und mittelfristige Haushaltsplanung reicht bis 2015. Das bedeutet, die Bauvorhaben, die für die nächsten zwei Jahre anstehen, sind bereits beschlossene Sache. Konkret: Uns wird in den nächsten anderthalb Jahren noch der Bau und die Erweiterung der Gesamtschule in Zepernick beschäftigen. Daran wird sich eine Sanierung des angrenzenden Schülertreffs „Heizhaus“ anschließen. Dann geht es weiter mit der Sanierung einiger Fachkabinette an der Oberschule in Schwanebeck, die Zufahrtswege dort müssen verändert werden, das Projekt Sportmensa ist terminlich und finanziell bereits im Haushalt verankert. Das wird sicherlich auch zwei Jahre dauern. Dann müssen wir uns mit der in Kürze von uns zu erwerbenden Liegenschaft Schönower Straße (Altes Krankenhaus Zepernick – Anm. d. Red.) beschäftigen. Es gibt Überlegungen, ob die Grundschule dort neue Räume finden kann oder ob Wohnungen gebaut werden. Ein großer Posten ist natürlich nach wie vor der Straßenbau. Wir machen weiter im so genannten Teilentwässerungsgebiet 19/20, also Alpenberge, Unterwaldenstraße, Solothurnstraße, Uristraße, Stenerbusch, Wilhelm-Tell-Straße. Dann haben wir den ganzen Bereich Richard-Wagner-Straße. Der Straßenbau in Gehrenberge wird auch noch ins kommende Jahr reichen. Zudem kommt der Bereich zwischen Goethestraße und Karower Straße in Schwanebeck West. Mal angenommen, es hätte hier einen Wechsel im Bürgermeisteramt gegeben, diese Projekte zu stoppen wäre unmöglich gewesen.
Das klingt nach enormen Investitionen in Jugendarbeit, in Bildung und in Infrastruktur?
Das genau sind die Schwerpunkte, nichts anderes! Was wir jetzt sicherlich nicht mehr bauen werden, sind Kitas. Ich denke, hier haben wir mittlerweile ein bedarfsdeckendes Niveau erreicht. Eventuell muss im Bereich des Hortes noch etwas passieren. In Schwanebeck muss noch nachgezogen werden, aber ansonsten sind wir hier gut aufgestellt. Man wird die Frage nach einem eigenen Gymnasium in Panketal noch vertiefend diskutieren müssen. Persönlich bin ich der Auffassung, dass uns ein eigenes, kommunales Gymnasium sehr gut zu Gesicht stehen würde. Mittel- und langfristig sehe ich darüber hinaus einige Trends. So im Bereich der Mobilität. Stichwort Elektromobilität. Ich kann mir vorstellen, dass die Gemeinde hier durchaus zum Vorreiter wird. Nicht nur dadurch, dass wir bei der Anschaffung von Fahrzeugen auf Elektroantriebe setzen, sondern dass wir zum Beispiel auch Stromtankstellen am Rathaus installieren. Auch kann ich mir vorstellen, dass wir mit „Car Sharing“ ein Angebot machen, das bislang eher wenig zu finden ist. Auch möchte ich die Fahrradmobilität fördern und die dazu nötige Infrastruktur schaffen oder ausbauen. Ich denke da an eine Fahrradwerkstatt im Bahnhof, mehr Abstellmöglichkeiten, neue oder bessere Radwege bis hin zur Privilegierung der Radfahrer gegenüber anderen Verkehrsmitteln. Das könnte dann im Straßenbau, durch Verkehrsplanung und Verkehrsraumgestaltung realisiert werden. Das geht mit der Frage einher, wie sich die Arbeitswelt mittelfristig verändern wird. Ich denke da an mehr internetbasierte Arbeit von zu Hause aus. Damit wird sich das Mobilitätsverhalten der Menschen deutlich verändern.
Herr Fornell, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Ausgewählte Vergleichsdaten Landkreis Barnim |
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Panketal |
Bernau |
Wandlitz |
Ahrensfelde |
Bevölkerung |
19.232 |
36.423 |
21.750 |
12.972 |
Grundsteuer B |
350% |
400% |
450% |
420% |
Gewerbesteuerhebesatz |
300% |
350% |
300% |
300% |
Gewerbesteueraufkommen |
74 € |
125 € |
116 € |
273 € |
Kaufkraft jeEW |
22.687 € |
18.246 € |
19.569 € |
23.813 € |
Schulden je EW |
63 € |
61 € |
359 € |
346 € |
Wohnungen in EFH und ZFH |
84,6% |
39,6% |
74,6% |
87,1% |
Trinkwasser- Gebühr (m2) |
1,32 € |
1,44 € |
1,12 € |
2,14 € |
Abwasser pro m (m2) |
2,68 € |
2,38 € |
3,40 € |
2,78 € |
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