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Der V8 Heckmotor des Tatras war und ist
ein wahres Kraftpaket |
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Blick unter die Haube des Tatra 57A |
Als „verrückt“ möchte sich Jürgen Riesebeck nicht bezeichnet wissen. „Das Wort „besessen“ trifft es eher“, sagt er, wenn er von seiner langjährigen Tatra-Leidenschaft spricht. Angefangen hat alles im Jahre 1984 mit einer Anzeige in der Zeitung: Tausche Wartburg gegen Tatra 613, der damals mit rund 168 Pferdestärken die Oberklasse von Tatra bildete. Zu der Familie, die sich damals meldete und den Wunsch des Kfz-Ingenieurs aus Angermünde in Erfüllung gehen ließ, bestehen heute noch freundliche Kontakte. Und das schon bereits in der dritten Generation. „Als sie uns vor kurzem besuchten, staunten sie nicht schlecht, dass ihr ehemaliges Auto noch immer flott ist und fährt.“ Bis nach der Wende hatten die Riesebecks nicht im Traum an einen anderen Wagen gedacht. „Der Tatra ist nun mal ein ganz besonderer Wagen.“ Einer mit Charakter. Formschön, stilvoll. Erst als ihre Werkstatt den Vertrag mit Opel einging und sie das gleichnamige Autohaus eröffneten, stiegen die Riesebecks um. Doch die Faszination blieb und wurde gelebt. Nicht nur von Jürgen Riesebeck. Während andere Frauen zuweilen eher kopfschüttelnd argwöhnisch das Hobby ihres Mannes, noch dazu, wenn es mit PS-Stärken zu tun hat, quittieren, hat Iris Riesebeck hingegen Feuer gefangen. Und das so sehr, dass sie sich mit viel Begeisterung und Engagement dahinter klemmte, um in den ehemaligen Werkstatträumen in der Angermünder Puschkinallee eine Tatra-Galerie entstehen zu lassen. Hier wird die Geschichte des legendären Modells detailgetreu am Beispiel zahlreicher Original-Modelle erzählt. Schlendert man mit Iris Riesebeck durch die Ausstellung, so hört man die Expertin sprechen und gern zeigt sie was der Tatra unter der Haube hat. Genauestens kennt sie sich aus, weiß um technische Parameter, beschreibt die Entwicklung einer Legende.
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Auch nach Jahren erinnern sich Iris und Jürgen Riesebeck gern an die Glanzzeiten des Tatras |
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Die schöne Form und die geschwungene Linie der
Karosserie lassen das Herz eines jeden Tatra-Liebhabers schneller schlagen |
Jürgen Riesebeck schmunzelt: „Meine Frau hat meinen Vogel fliegen lassen“, sagt er und versichert, dass ein so aufwändiges Hobby nur möglich sei, wenn der Partner mitziehe. „Mich faszinieren die Geschichten, die sich hinter dem Tatra verbergen. Und die vielen freundlichen Menschen, die wir mit den Jahren durch den Tatra kennenlernten und die natürlich unser Interesse teilen.“ Denn weltweit sind die Fans verstreut, haben eigene Klubs, treffen sich zu Ausfahrten und umrunden mit ihren Autos förmlich die Welt. An vielen Touren haben die Riesebecks selbst teilgenommen. Plaketten, in der Galerie zu sehen, erzählen von diesen Erlebnissen. „Das Besondere am Tatra sind seine Größe und die Bauweise. Und dann ist da der V8-Heckmotor, luftgekühlt…“ Gebaut ursprünglich für repräsentative Zwecke, wurde das Fahrzeug aus den tschechischen Tatra-Werken, eher selten importiert. „Das gab ihm natürlich einen gewissen Seltenheitswert.“ Der Tatra hat Geschichte geschrieben. Und mit ihm sind viele Geschichten verknüpft. Beispielsweise die um die legendären Afrika-Bände die Jirí Hanzelka und Miroslav Zikmund 1953 nach ihren Touren mit dem Tatra, quer durch Afrika, herausgegeben haben. Diese übrigens sollen auch im Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung in der Galerie stehen. „Wir haben viele interessante Materialien zusammentragen können. Vor allem Fotos sind zu sehen. Und wir erzählen sozusagen die Geschichte dieser Bücher noch einmal.“ Am 11. Juli 2009 soll die Schau eröffnet werden, zwei Wochen später steht ein großes internationales Tatra-Treffen auf dem Programm. „Diesmal werden wir die Tatra-Freunde in Angermünde begrüßen“, freut sich Iris Riesebeck, die sich irgendwie auch als Botschafterin ihrer Stadt versteht und auf Angermünde aufmerksam machen will. Und das nicht nur in Sachen Tatra, sondern auch was die Literatur anbelangt. Denn neben ihrem PS- starken Hobby hat sie eine zweite Leidenschaft: die Literatur. Doch ihr Engagement in der Uckermärkischen Literaturgesellschaft ist schon wieder Stoff für eine andere Geschichte. Zunächst einmal sollte man einen Besuch der Galerie in der Puschkinallee nicht versäumen. Festgelegte Öffnungszeiten gibt es nicht. Wer Interesse hat, meldet sich telefonisch unter 03331/298592. |
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