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Lebendig,
einzigartig und jede Holzpuppe ein
Einzelstück - buntes Marionettentreiben
in der Werkstatt von Christian Werdin
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Ein bisschen Uckermark fließt wohl
in jedes Stückchen Kunst von Marita
und Christian Werdin mit ein, seit das
Künstler-Ehepaar auf dem Gelände
der alten Breitenteicher Mühle im
Angermünder Ortsteil Frauenhagen
zu Hause ist. 1993 zogen sie aus Berlin
hierher und genießen seitdem nicht
nur ihre künstlerische Freiheit.
Hier müssen sich Fuchs und Hase
Gute Nacht sagen. Hierher verirrt sich
wohl nur selten jemand rein zufällig.
Vielleicht kann man hier sogar das Gras
wachsen hören. In jedem Fall aber
verzaubert die sanfte Schönheit der
Uckermark. "Anfangs war jeder Tag
wie eine Offenbarung", erinnert sich
der freischaffende Bildhauer, Bühnenbildner
und ehemalige Puppenspielassistent Christian
Werdin, "Mittlerweile ist es normal.
Die Einmaligkeit, hier zu leben und zu
arbeiten, wird mir nur noch bewusst, wenn
Besuch von der Umgebung schwärmt."
Wenn der 50jährige das sagt, werden
seine blauen Augen jungenhaft verträumt.
"Mir ist es manchmal sogar viel zu
schön hier, scheinbar so ganz ohne
Konflikte!" lacht die 46jährige
Marita dazu.
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Wieder
ist dem Marionetten-Künstler
Christian Werdin ein Unikat gelungen:
der Unterkiefer des hölzernen
Gesichtes klappt wunschgemäß
auf
Passt - wackelt - und hat Luft!
In ihrem Atelier macht Marita Werdin
Puppen und Menschen für ihren
Theaterauftritt schön
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Das Areal der alten Breitenteicher Mühle
ist ideal zum Arbeiten: Viel Platz, keine
Ateliermiete, unglaublich viel kreativer
Freiraum, zum Arbeiten Tag und Nacht,
ohne Nachbarn zu stören und das mitten
im Naturschutzgebiet! Denn hier entstehen
Kulissen, Kostüme, Puppen und anderes
unabdingbares Theaterbühnenzubehör.
Zu den Werdins gelangt man über einen
holprigen Feldweg, gesäumt von alten
knochigen Weiden und Kastanienbäumen.
Der endet am historischen Mühlengelände
aus dem 14. Jahrhundert und damit auch
am Bauernhaus mit der ächzenden Linde
davor und den großen, gemütlichen
Räumen drinnen.
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Edle Stoffe, harmonierende
Farben - so haucht Marita Werdin
den Marionetten wie dieser selbst
geschnitzten noch mehr Leben ein
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Wenn Marita Werdin in ihrem Atelier mit
Stoffen, Holz, Papier, Pappe, Knöpfen,
Schnittmustern, Schneiderkreide und Maßband
hantiert, die Nähmaschine rattert
und gedankliche Vorgaben für Bühnenbild
oder Puppen mehr und mehr ein Gesicht
bekommen, sitzt Christian Werdin in seiner
Werkstatt nur wenige Meter entfernt und
verwandelt mit geschickten Händen
beispielsweise unhandliche Holzstücke
in lebendig wirkende Marionetten. Theaterregisseure
in ganz Deutschland wissen, was sie an
den Werdins haben. Denn die beiden beherrschen
ihre kreativen Jobs aus dem Effeff. Kein
Wunder, bei der vielseitigen Ausbildung.
Marita Werdin lernte Gebrauchswerberin
in ihrer Heimatstadt Karl-Marx-Stadt (heute
Chemnitz), arbeitete dort am Puppentheater,
drückte im Abendstudium die Schulbänke
für Malerei und Grafik und ließ
sich per Fernstudium in die Geheimnisse
der Theaterplastik einweihen. Christian
Werdin bevorzugte den langen Weg zum Künstler.
Der Berliner lernte Schiffbauer, brach
das begonnene Theologiestudium mangels
echten Interesses wieder ab, jobbte als
Schiffbauer und Puppenspielassistent und
perfektionierte seine Kenntnisse im Marionettenbau.
Eine Fähigkeit, die Marita auch gerne
besessen hätte. Glückliche Fügung:
die junge, wissbegierige Künstlerin
trifft den Marionettenbauer bei einem
Workshop 1987 - und weicht ihm fortan
nicht mehr von der Seite. Zur beruflichen
kommt schnell die persönliche Faszination.
Das Paar setzt auch in seiner neuen Heimat
Frauenhagen künstlerische Akzente.
Marita Werdin fördert im Handarbeitszirkel
in der Dorf-Kita die Geschicklichkeit
der Knirpse und vermittelt spielerisch
und ohne Zwang ihr Wissen über verschiedene
Handwerkstechniken in der AG plastisches
Gestalten an der Schule in Angermünde.
Christian Werdin gibt wöchentlich
im Chor den Ton an.
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