Senftenberg
  Sagenhafte Lausitz  
     
 
 

Als Lutchen in der Niederlausitz lebten

 
 
Illustration Martin Nowak-Neumann beim Domowinaverlag

Der Schmied von Großkoschen ging in einer stockdunklen Nacht von Senftenberg durch die Felder und Wiesen nach Hause. Hinter dem hohen Buchwald hörte er in der Nähe der Schwarzen Elster eine schöne, geisterhafte Musik. Diese wundersame Melodie zog ihn an und auf dem anderen Ufer eines Grabens erblickte er eine Schar Lutchen, kleine Leute, kaum höher als ein Fuß mit roten Jäckchen und Mützchen. Sie feierten ein fröhliches Fest mit ihrem König. Beim übermütigen Tanzen und Springen fiel die goldene Krone des Zwergenkönigs in den Graben. Die Lutchen waren bestürzt, denn das Wasser war für die kleinen Leute viel zu tief. Da trat der Schmied
aus den Büschen hervor und die Wichtel erstarrten vor Schreck. Doch der Schmied sprang kurzentschlossen in den Graben, wo ihm das Wasser bis zum Knie reichte, fischte die Krone heraus und übergab sie dem kleinen Eigentümer. Als der Schmied am nächsten Morgen erwachte, wusste er nicht, ob er das nur geträumt hatte. Denn er war wohl, wie ihm seine Frau versicherte, sturzbetrunken in einen Graben gefallen und pudelnass nach Hause gekommen. In der Schmiede wartete ein Berg von Arbeit und gerade jetzt war der Geselle krank. So stand der Schmied bis in die späte Nacht am Feuer, erklang das Singsang des Hammers auf dem Amboss. Nach drei Tagen war der Schmied so erschöpft, dass er sich früher als sonst schlafen legte. Als er dann am anderen Morgen in die Schmiede kam, traute er kaum seinen Augen. Verwundert sah er, dass die ganze Arbeit aufs Trefflichste getan war. Am gleichen Abend legte er sich wieder einen Posten Arbeit zurecht, um ihn am nächsten Morgen zu erledigen. Doch auch diese war beim Morgengrauen aufs Beste getan. So ging das eine Zeit. Weil der Schmied rasch und gut lieferte, als ehrlicher und geschickter Handwerker galt, bekam er viele Aufträge aus nah und fern und wurde ein wohlhabender Mann. Anfangs konnte es sich der Schmied nicht erklären. Aber dann ahnte der Meister, dass seine nächtlichen Gehilfen nur die Lutchen sein konnten. Denn einmal hatte er durchs Schlüsselloch gesehen, wie sie das Feuer schürten und so emsig auf das glühende Eisen schlugen, bis dass die Funken stoben. Drei Kobolde bedienten den ledernen Blasebalg. Zu Weihnachten beschloss der dankbare Schmied, seinen unsichtbaren kleinen Helfern eine Freunde zu bereiten und bestellte beim verwunderten Schneider in Senftenberg für jeden einen neuen Anzug und legte sie dann am Heiligen Abend zu al-lerlei Zuckerwerk in die Schmiede. Die Lutchen freuten sich sehr, wie der Schmied durchs Schlüsselloch sehen konnte. Doch als die Glocken der neuen Kirche zur heiligen Messe erklangen, hielten sich die Kobolde die Ohren zu und stoben entsetzt davon. Das Glockengeläut war den Unterirdischen verhasst und seit dem Tage hat niemand mehr die Lutchen in der Niederlausitz gesehen, nicht nüchtern, nicht bezecht, nicht bei Tage oder des Nachts.

(Nach: Märkische Sagen, gesammelt von Prof. Dr. Lohre)

 

 
Vorwort
Alte Stadt im jungen Lausitzer Seenland
Ortsteile Senftenberg
TSV Senftenberg
Malerei und Grafik
NEUE BÜHNE
Blick in die Sterne
Sagenhafte Lausitz
Freizeit im Tipi
Ferienparadies
EuroSpeedway
Festung Senftenberg
 
 
 
 
nach oben >
< anderen Ort
< anderes Bundesland
< Home