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Das
liebevoll restaurierte Kommandantenhaus
in der Festung
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Eine wehrhafte mittelalterliche Burg
wachte über Senftenberg. Im 16. Jahrhundert,
als die Wettiner die Stadt Senftenberg
kauften, ließen die Herrscher die
Festung zum Schutz der Nordgrenze Sachsens
um ein Renaissanceschloss erweitern und
umbauen. 1591 begann der Festungsbaumeister
Graf Rochus zu Lynar nach italienischem
Vorbild den Bau einer Zitadelle mit hohen
Erdwällen und Bastionen zum Schutze
des Renaissanceschlosses. So wie es Leonardo
da Vinci bereits hundert Jahre zuvor klassisch
vorgegeben hatte. Weil der Unterhalt auf
die Dauer zu teuer und die Festung nach
dem Siebenjährigen Krieg verwüstet
und verwahrlost war, endete 1764 die militärische
Epoche des Festungsbauwerkes und begann
seine zivile Zeit.
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Blick
auf Festung und Schloss, Erdwall
und den Pulverturm
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Wenn man einmal da-von absieht, dass
vor rund 150 Jahren Polizei und Amtsgericht
samt Gerichtsgefängnis das gut gesicherte
Ensemble bezogen. Als 1893 der Festungswall
eingeebnet werden sollte, erhob sich ein
Proteststurm der Bürger, der bis
nach Berlin zu vernehmen war und wirkte.
Heute stellt die Anlage wegen ihrer Erdbauweise
eine militärhistorische Rarität
in Deutschland dar und steht unter Denkmalschutz.
Wie militärisch es im Senftenberger
Realgymnasium im Schloss von 1913 bis
1932 zuging, ist nicht überliefert.
2007 feiert das Heimatmuseum das hundertjährige
Jubiläum seines Einzugs in die Festungsanlage.
Die Braunkohle brachte für Senftenberg
wirtschaftlichen Aufschwung und ein gestärktes
Selbstbewusstsein seiner Bürger,
die sich auf ihre Wurzeln besannen und
ein Heimatmuseum gründeten. Die ersten
Exponate waren ein Messbuch von 1554,
das Stadtmaß von 1696 und die Wetterfahne
des einstigen Kreuztores von 1840, ausgestellt
im Pulverturm. Durch den 1909 gegründeten
"Verein für Heimatpflege im
Senftenberger Industriegebiet" wuchsen
die Sammlungen über den Lebensalltag
der Sorben, die Glas- und Braunkohleindustrie.
Aus Tagebauen wurden umfangreiche geologische
Exponate und Zeugen einer ur- und frühgeschichtlichen
Besiedelung geborgen. Nach der kurzen
militärischen Episode von 1945 bis
1947, als die Rote Armee sich in der Festung
einquartierte, konnten 1948 die heimatkundlichen
Ausstellungen wieder für die Senftenberger
geöffnet werden. Aus dem Heimatmuseum
wurde Kreismuseum und seit den 80er Jahren
zieht es mit der "Kunstsammlung Lausitz"
Interessierte aus nah und fern an. Eine
Kostbarkeit im Innenhof des Schlosses,
nun geschützt in einer Niesche, stellt
Barlachs ausdrucksstarke Klinkerplastik
"Bettler auf Krücken" dar,
die im nachbarlichen Großräschen
entstand.
www.museum.osl-online.de
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