Stadt Zwenkau
 
  Ausflug in die Geschichte  
     
 
 

Liebe auf den zweiten Blick

 
 

Es war schon ein kleiner Schock, als Diet-rich Wünschmann 1962 nach dem Pädagogikstudium als Lehrer nach Zwenkau geschickt wurde. "Als Erzgebirgler konnte ich mich nur schwer an die von Tagebauen zerfurchte Landschaft gewöhnen. Das hat einige Jahre gedauert." Ausschlaggebend hierfür war auch sein Geschichtsunterricht. Zwenkau als Stadt hatte keine Zukunft, denn es gab Pläne, sie für den Braunkohleabbau zu opfern. "Dagegen konnte ich nichts tun, aber ich wollte, dass meine Schüler wenigstens erfahren, was auf ihrem Noch-Heimatboden in vergangenen Jahrhunderten alles passiert ist." Und so ging er in Archive, wälzte Akten, sprach mit Leuten und bereicherte damit den vorgeschriebenen Unterricht.
Insgeheim war immer die Hoffnung, dass es auch nach der Kohle ein Zwenkau geben würde. Die erfüllte sich durch die unerwartete Wende 1989. Mit jedem Jahr konnten Mensch und Natur im wahrsten Sinne des Wortes mehr aufatmen. Die gequälte Landschaft bekam wieder eine Zukunft. Offizielle Vertreter der Stadt und viele Bürger interessierten sich plötzlich für Wünschmanns Geschichten. Sie wurden auch im Amtsblatt veröffentlicht. Mitte der 90er Jahre konnte Zwenkau die ABM-Stelle seiner Stadtchronistin nicht mehr bezahlen. Lehrer Wünschmann sprang ein - unentgeltlich! Das hat sich auch mit seiner Pensionierung im Jahre 1999 nicht gändert. Heute trifft man ihn noch zweimal die Woche im Rathaus persönlich an, hoch oben - neben der Heimatstube.
Die Stadtväter wissen, was sie an ihrem Ortschronisten haben. Ohne seine Forschungen wäre heute kaum etwas über den dienstältesten Bürgermeister Gustav Oswald Ahnert (siehe Seiten 6-7) oder Adolf Ferdinand Weinhold, den Erfinder der Thermosflasche, bekannt. Sogar ein Hauch von Olympia ist durch die Gassen gezogen: Lutz Long, Zweiter im Weitsprung bei den Sommerspielen 1936 - hinter Jessie Owen - hat in Zwenkau am Gericht gearbeitet und sehr wahrscheinlich hier auch trainiert.
An Arbeit wird es Dietrich Wünschmann auch in Zukunft nicht mangeln. Die Stadt-historie soll vollständig erfasst werden. Zunächst geht es aber wieder auf´s Pflaster - für die Serie "Geschichte der Zwenkauer Straßen". Die haben nämlich auch so ihre Stories, die in der nächsten Ausgabe des Stadtmagazins genauer beleuchtet werden.

 
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