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Wer könnte das Städtchen besser
kennen als Helge Fischer, Mitarbeiter
für Öffentlichkeitsarbeit in
der Stadtverwaltung der altehrwürdigen
Stadt Schkeuditz. Mit ihm begaben wir
uns auf einen Stadtrundgang durch Straßen,
Gassen und historische Gemäuer. Doch
vorher ein...
Ausflug in
die Geschichte
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Das neue Rathaus
steht nicht am Markt und ist
im Neo-Renaissancestil erbaut.
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Alt ist Schkeuditz, sehr alt, viel älter
als die nahe Messestadt Leipzig. Die erste
urkundliche Erwähnung geht ins Jahr
981 zurück. In seiner mehr als tausendjährigen
Geschichte wurde die Stadt gebrandschatzt,
geplündert, von Pocken und Pest heimgesucht.
Das hinterließ natürlich Spuren,
prägte die Stadt und seine Bewohner
im Laufe der Jahrhunderte.
Im 1436 vom Merseburger Bischof bestätigten
Stadtrecht heißt es: "Die Stadt
Schkeuditz soll zum Insiegel haben St.
Albanum mit einem weißen Kleide
in einem roten Felde, welcher das Haupt
vor der Brust in beiden Händen trägt,
stehet darunter ein schwarzes Kreuz mit
einem gelben Schilde." Alban war
ein christlicher Heiliger und Bischof.
Der Legende nach wurde dem Bischof von
den Hunnen der Kopf abgeschlagen. Eine
später entstandene Sage berichtet,
dass Alban ein Leinenwebergeselle war,
der des Diebstahls bezichtigt wurde. Um
vor der Welt seine Unschuld zu beweisen,
wollte er seinen Kopf auf der Bibel auffangen.
Der Heilige Alban ist der Schutzpatron
von Mainz, Winterthur und Köln, aber
auch der Patron in der Kirche in Schkeuditz.
Da St. Alban als Weihename in ganz Sachsen
nicht noch einmal auftaucht, kann angenommen
werden, dass die Schkeuditzer Kirche schon
vor 968, dem Gründungsjahr der sorbenländischen
Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen
entstanden ist. Es ist wahrscheinlich,
dass der Kirchenpatron in das Wappen der
1210 erstmals erwähnten Stadt Schkeuditz
übernommen wurde. Das schwarze Kreuz
im gelben Schild zeigt die Zugehörigkeit
zum Stift Merseburg an. Das Wappen ist
auch Bestandteil der Stadtfahne mit den
Farben weiß-rot.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts setzte
ein großer wirtschaftlicher Aufschwung
ein. Bis zum Zweiten Weltkrieg 1939 hatten
sich zahlreiche Firmen in Schkeuditz niedergelassen,
die der Stadt zu bürgerlichem Wohlstand
verhalfen. Im Zweiten Weltkrieg wurde
die Produktion auf den Bedarf der Rüstungsindustrie
umgestellt. In den Siebel-Werken in Schkeuditz
beispielsweise baute und erprobte man
Flugzeuge. Nach Gründung der DDR
1949 wurde im VEB MAB, dem größten
Arbeitgeber der Stadt, Anlagn für
Luft- und Kältetechnik entwickelt
und gebaut. Mit dem Anschluss der DDR
an die Bundesrepublik Deutschland im Jahre
1990 wurden alle Betriebe privatisiert,
der VEB MAB abgewickelt und auf dem Gelände
wurden bis zum heutigen Tage rund 90 neue
Firmen angesiedelt.
Schkeuditz
entdecken
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Im "Blauen
Engel" ließ man sich
früher vom Großvater
Gotthold Ephraim Lessings das Bier
zapfen.
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Die Stadt erreicht man aus der Luft per
Flugzeug oder zu Lande mit der Bahn, dem
Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr
aus allen vier Himmelsrichtungen. Auffällig
dabei für Autofahrer - die Stadt
bietet reichlich Parkraum und den zumeist
auch kostenfrei. Ist man von anderen Städten
den Griff in den Geldbeutel gewohnt, wird
man davon in Schkeuditz eher überrascht
sein. In fast jeder Straße kann
man seinen PKW abstellen und seine Tagesgeschäfte
oder seine Einkäufe erledigen, ohne
nach Rückkehr zum Gefährt die
allseits so beliebten "Knöllchen"
an der Windschutzscheibe vorzufinden.
Man möchte meinen, dass die Stadtverwaltung
da noch eine Geldeinnahmequelle verpasst,
aber dies ist eine bewusste Entscheidung
zugunsten der Bürger und der Gäste.
Rund um den
Markt
Auffällig weiterhin ist die Tatsache,
dass das Rathaus nicht wie andernorts
am eigentlichen Markt steht. Der Grund
dafür ist recht einfach - das Rathaus
wurde zu klein und ein neues größeres
passte nicht auf den Markt. Von 1910 bis
1913 wurde dann ein neues Rathaus nicht
weit vom heutigen Markt errichtet, welches
raummäßig und funktionell auch
heutigen Ansprüchen gerecht wird.
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Helge Fischer
zeigt, wo der Eingang zum alten
Rathaus
einst war.
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An der Südseite des Marktes steht
ein Gebäude, äußerlich
unscheinbar aber geschichtsträchtig
- der "Blaue Engel". Kein geringerer
als der Großvater von Gotthold Ephraim
Lessing war damals der Gastwirt des alten
Fuhrmannsgasthauses.
An der östlichen Begrenzung findet
man das Kulturhaus "Sonne".
Im hinteren Gebäude mit moderner
Gastronomie ausgestattet finden zahlreiche
Veranstaltungen im Jahr statt.
Die erste Schule in Schkeuditz liegt in
Marktnähe in der Albanusstraße
neben der gleichnamigen Kirche. Diese
Schule wird als "Alte Schule"
bezeichnet und die Außenansicht
wurden originalgetreu wiederhergestellt.
Rund ums Stadtzentrum
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Albanuskirche
und
Alte Schule
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Wenn
man den Markt in nördlicher Richtung
verlässt, kann man gemütlich
durch die Friedrich-Ebert-Straße
mit ihren zahlreichen Geschäften
bummeln. Die neue Passage direkt an der
Straßenbahnhaltestelle beherbergt
eine Reihe kleiner Läden, meist Treffpunkt
für die Einwohner zu einem kleinen
Schwatz. Im Stadtpark idyllisch gelegen
steht die "art Kapella" - der
Kunsttempel der Stadt. Regelmäßige
Veranstaltungen und Ausstellungen finden
hier regen Zuspruch der Bevölkerung
und durch die Gäste der Stadt. Platz
bietet die "art Kapella" für
rund 100 Besucher.
Schkeuditz
ist einen Besuch wert
Die Bahnhofstraße ist für die
Schkeuditz eine Art Flaniermeile. Neben
Geschäften, Banken, Kneipen ist hier
die öffentliche Bibliothek ansässig.
Die mehr als 26.000 verschiedenen Medien
auf drei Etagen werden von allen Altersgruppen
gern genutzt und sind wichtiger Bestandteil
der Kulturszene von Schkeuditz. Auch Helge
Fischer greift hier gern einmal zu einem
guten Buch.
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Selbst bei Nacht
ist Schkeuditz sehenswert.
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Natürlich ist Schkeuditz auch eine
Sportstadt. In der Sporthalle sind solche
Sportarten wie Judo, Tennis, Handball,
Basketball oder Turnen zuhause. Die Fußballer
haben ihr Domizil noch weiter nördlich
des Bahnhofes im großen Stadion.
Zu Fuß etwas beschwerlich zu erreichen,
liegt am nördlichsten Punkt das Krankenhaus.
Früher unter dem Namen "Bergmannswohl"
wird es heute von den Helios-Kliniken verwaltet.
In den kommenden Jahren entsteht allerdings
ein neues, zeitgemäßeres Krankenhaus
in Zentrumsnähe. Dennoch lohnt sich
ein Spaziergang zum "Bergmannswohl".
Denn gleich im Anschluss an das Krankenhausgelände
befindet sich der Flughafen mit seiner alten
Landebahn. Hier hat man beste Sicht auf
startende und landende Kleinflugzeuge, aber
auch auf die Abfertigung der großen
Ferienflieger.
Wanderziele
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Passt nur scheinbar
nicht zusammen: Der Flughafen und
die idyllische Landschaft rund um
Schkeuditz.
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Auch für Naturfreunde hat Schkeuditz
eine Menge zu bieten. Im südlichen
Gebiet schlängeln sich die Luppe und
die Weiße Elster durch die Auen. Dort
findet man besinnliche Ruhe und eine breite
Artenvielfalt der Fauna und Flora.
Bei kleinem Hunger und großem Durst
lohnt sich ein Besuch der "Schneeflocke",
wie die kleine Kneipe mitten im Auenwald
vom Volksmund genannt wird. Wieder zurück
im Rathaus meint Helge Fischer: "Schkeuditz
kann man nicht an einem Tag entdecken.
Für Schkeuditz muss man sich Zeit
nehmen. Am besten man kommt uns jedes
Jahr wieder besuchen, denn wir haben noch
mehr Großes in der Stadt vor. Gerade
im Stadtzentrum wird es eine Reihe von
Bauarbeiten rund um den Markt geben, das
jetzt noch schwarze Loch neben dem neuen
Rathaus beispielsweise wird bald Geschichte
sein."
Apropos Geschichte - lohnenswert ist auf
alle Fälle auch ein Besuch des Heimatmuseums
in der Mühlstraße.
Nun denn - kommen Sie also bitte bald
wieder!
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