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Rolf
Kaupert führt gern durch die
Geschichte von Prötzel
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Die kleine Gemeinde Prötzel hat
schon einen ganz besonderen Reiz, den
der Besucher allerdings erst auf den zweiten
Blick wirklich erkennt. Wer mit dem Auto
unterwegs ist, ist auch schnell durch
den Ort gefahren. Ein Halt lohnt sich
in jedem Fall und wer genauer etwas über
die Geschichte erfahren möchte, der
sollte Verbindung mit dem Förderverein
Schlosskirche Prötzel aufnehmen und
sich eventuell sogar an einer von Rolf
Kaupat geleiteten Führung beteiligen-
es lohnt sich!
Zu Zeitzeugen der Geschichte ge-hört
die Schlosskirche und mit ihr die Familiengruft
derer von Eckardstein. Nach Aufzeichnungen
gab es bereits 1375 eine erste Feldsteinkirche
im Ort und seit 1677 befand sich an heutiger
Stelle ein Kirchengebäude. Dieses
brannte ab und wurde in den Jahren 1697/98
wieder aufgebaut.
Obwohl äußerlich die Kirche
nicht gerade im besten Zustand ist, hat
sie doch ein paar Besonderheiten, die
sie sogar einzigartig macht. Zum einen
ist da der im Jahre 1786 zusätzlich
erbaute Kirchenturm. Rolf Kaupat klärt
auf und sagt: "Es ist üblich
gewesen, die Kirchtürme in westlicher
Richtung anzubauen. Bei uns in Prötzel
befindet sich der Turm in Richtung Osten.
Vermutlich hat das mit der Lage des Schlosses
zu tun, das sich in Sichtweite befindet.
Die Herrschaften hatten damals eine Terrasse
und konnten von dieser den Klang der Glocken
besser hören und auch die Turmuhr
sehen."
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Das
Prötzeler Schloss im 18. Jahrhundert
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Die andere Besonderheit sind die drei
Glocken im Turm, die auch als die Märtyrerglocken
bezeichnet werden. Sie wurden am 14. Februar
1960 geweiht. Jede Glocke ist dabei einem
Menschen gewidmet, der wegen seinem Glauben
hingerichtet wurde. Pfarrer Paul Schneider
(hingerichtet im KZ Buchenwald 1939),
Dietrich Bonhoeffer (hingerichtet 1945
im KZ Flensburg) sowie Bischof Polykarp
von Smyrna (auf dem Scheiterhaufen verbrannt
im Jahr 155 u. Z.) werden auf diese Weise
geehrt. Seit 1856 besitzt die Kirche eine
Orgel, die der Eberswalder Orgelbauer
Kienscherf aufstellt hat. Die Instandsetzung
der Kirche wurde 1996 geplant. Restauriert
wurde aber nur der Kirchturm.
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Die
Glocken sind Menschen gewidmet,
die ihr Leben für ihren Glauben
ließen
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Und auch um das Schloss, erbaut in den
Jahren von 1712 bis 1730, kümmert
sich der Förderverein sowie wie es
geht. Baumeister war Andreas Schlüter.
Bauherr war der Kammerherr und Oberhofmeister
des ersten preußischen Königs,
Paul-Anton Kameke. 1770 wurde der Park
gestaltet. Zu ihm gehörten, mit Kaskaden
zum Gartenparterre, Rasenterrassen, Springbrunnen
und ein Hirschgehege mit weißen
Hirschen.
Baron Ernst-Jacob Freiherr von Eckardstein
der Kammerherr des Preußischen Königs
kaufte 1801 diesen Herrensitz. Baumeister
Friedrich-August Stüler schließlich
hatte 1859 den Auftrag erhalten, das Schloss
in den neubarocken Stil umzubauen. Es
folgte eine wechselvolle Geschichte in
der das Schloss zur Zufluchtsstätte,
zum Flüchtlingslager bis zum kulturellen
Zentrum des Dorfes wurde. Bis 1992 diente
es als kommunale Einrichtung.
Der Förderverein Prötzeler
Schlosskirche e.V. will sich auch in der
Zukunft für die Kircheninstandsetzung
einschließlich der Restaurierung
der Ahnengruft derer von Eckardstein einsetzen.
Der Förderverein sammelt dafür
Spenden, organisiert Veranstaltungen und
bietet Führungen zur Dorf- und Kirchengeschichte
an.
Informationen unter www.schlosskunst.de
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