Amt Barnim-Oderbruch
  Atombunker Harnekop  
     
 
 

Atombunker Harnekop - ehemalige Hauptführungsstelle des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR

 
 
Das so gennante "Rote Telefon" war übrigens nur ein graues...

Ein kleines Schild weist den Weg zu einem Baudenkmal der besonderen Art. Viele Jahre wusste niemand in Harnekop, was sich eigentlich im Wald wirklich befindet. Gelegentlich ein paar NVA-Fahrzeuge und einige Schilder, die auf ein militärisches Objekt hinwiesen, aber was sich tatsächlich hinter einem Starkstromzaun, 30 Meter tief in der Erde befindet …
Heute ist der Atombunker von Harnekop zu besichtigen und viele, die ihn gesehen haben, staunen was Menschen alles vollbringen und welche Ingenieurskunst sie in Bauwerken umsetzen können.
In den Jahren von 1971 bis 1976 wurde das Bauwerk errichtet - alles unter strengster Geheimhaltung. In der Nähe der eigentlichen Baustelle wurde eine kleine Grube ausgehoben, um Neugierige vom Bau abzulenken. Auch die optischen Augen von Satelliten, die damals noch in monatlichem Abstand kreisten, wurden mit übergroßen Planen getäuscht. "Flugwetterstation" hieß das Objekt offiziell. Nicht zuletzt wurde die etwa 30 Hektar große Anlage als P-Zone (Park-Zone) bezeichnet und nur einem sehr begrenztem Personenkreis zugänglich gemacht. Der Bunker selbst, über ihm wurde ein als Schulungsobjekt getarntes Gebäude errichtet, gehörte zur so genannten Schutzklasse A (höchste Schutzklasse) und war damit für den schlimmsten aller möglichen Kriegsfälle ausgelegt.

Hier sollten im Erstfall alle Drähte
und Fäden zusammenlaufen:
Die Dispatcherzentrale des Bunkers

Der Bunker galt als ein rein militärisches Objekt und sollte im Ernstfall die Hauptführungsstelle des Verteidigungsministeriums sowie Koordinierungsstelle zwischen der NVA und dem Vereinten Oberkommando der Warschauer Vertragsstaaten sein. 25 Tage hätten 455 Männer, übrigens ausschließlich Männer, hier arbeiten und schließlich auch überleben können. Nach 95 Stufen ist die Eingangstür erreicht. Zweieinhalb Tonnen schwer und aus einer Legierung hergestellt, die eine Funktionstüchtigkeit selbst bei Temperaturen von bis zu 1.200 Grad Celsius sicher stellen kann. Hinter dieser Tür öffnet sich eine eigene Welt - beeindruckend und beängstigend zugleich. Nach dem Schleusenbereich beginnt das erste von drei Untergeschossen. Technische Arbeitsräume, das eigentliche Lagezentrum - von hier aus konnte auch direkt in das DDR-Fernsehen zugeschaltet werden - sowie der Aufenthaltsraum des damaligen Ministers für Nationale Verteidigung, Armeegeneral Heinz Hoffmann sind hier zu sehen. Kleine Notiz am Rande: Er wollte unbedingt eine blaue Couchgarnitur haben!
Im zweiten Untergeschoss dann die technischen Betriebsräume für Klima und Umluft, die Tankanlage in der rund 110. 000 Liter Dieselkraftsoff vorrätig waren und der Speiseraum. Hier befanden sich auch die Schlaf- und Ruheräume. Jeweils für die Hälfte der Besatzung gab es Betten, die somit im Ernstfall wohl immer angewärmt wären.
Im dritten Untergeschoss befindet sich die EDV-Anlage. Prunkstück war der Großrechner mit 12 Megahertz Taktfrequenz, 4 Megabyte Arbeitsspeicher und 8 mal 32 Megabyte Speicher auf Magnetbändern. Damals war das Technik vom Feinsten. Heute hat jeder Heim-PC und tragbare Computer ein Vielfaches an Leistung. Nachrichten-, Funk-, Fernmelde- und die Dispatcherzentrale waren hier untergebracht. Hier befindet sich dann auch der Hauptschalter für den gesamten Trakt.
Eine Führung durch diese Anlage dauert etwa 90 Minuten. Nach der Besichtigung bleibt dem Besucher ein tiefgehender Eindruck und ganz sicher der Gedanke, nur gut, dass der Bunker nie wirklich eingesetzt werden musste …

Luxus war nicht vorgesehen: Die Betten sollten sich je zwei Mann teilen
Auch mit Schlemmen war nix: Jeder, der bei der NVA gedient hat, kennt wohl noch das "Atombrot"

Öffnungszeiten:
Jeweils samstags, sonntags und feiertags öffentliche Führungen
10 bis 11.30 Uhr (nur März bis Oktober)
12 bis 13.30 Uhr & 14 bis 15.30 Uhr (ganzjährig)
sowie 16-17.30 Uhr (März bis Oktober)
Konditionen zu Spezialexkursionen auf Anfrage: Tel. 033436/151015

Technische Daten:

63 Meter lang, 40 Meter breit und 21 Meter tief, drei Etagen, Geschosshöhen bis 3,85 Meter, darüber eine 1,5 Meter starke Schutzkerndecke, dann ein Zwischengeschoss von 1,8 Meter, das zum Teil mit Kies aufgefüllt ist, darüber die Zerschellschicht, die bis zu 4,6 Meter stark ist und den Bunker um 12,5 Meter an allen vier Seiten überkragt.
Der Bunker steht in einer Stahlwanne und ist mit Stahlblechen eingehüllt. Abgedeckt ist er mit zusätzlichen Stahlplatten. Nach den Richtlinien des des Warschauer Vertrages war der Bunker von der höchsten Schutzklasse und gegen atomare, biologische und chemische Kampfstoffe, gegen elektromagnetische Impulse und auch gegen Brände gesichert. Den Insassen sollte die Anlage eine 75 prozentigen Überlebenschance garantieren.

Die Angaben sind vom Förderverein Denkmal Bunker Harnekop e.V. zusammengetragen.

Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die Erhaltung und Pflege der gesamten Anlage zu arbeiten.

 

 

 

 

 

 
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