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Als
der Materialwarenhändler Jacques
Gilly am 7. Juli 1748 seinen neugeborenen
Sohn David in den Armen hielt, ahnte er
sicher nicht, dass er einen der bedeutendsten
Vertreter des Berliner Klassizismus vor
sich hatte. Trotz der Wirren des nahen
Siebenjährigen Krieges erhielt er
eine solide Erziehung, es fiel auf, dass
sich der junge David besonders für
die Bau- und Zeichenkunst interessierte.
Nach dem Siebenjährigen Krieg waren
Baufachleute ein gefragter Berufsstand.
So verwundert es nicht, dass David Gilly
bereits mit 15 Jahren eine öffentliche
Anstellung bei der Leitung für die
Urbarmachung eines Moorgebietes in Pommern
erhielt. Seine Leistungen blieben nicht
unbeachtet. Der "Wirkliche Geheime
Oberfinanz- Kriegs- und Domänenrat"
Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff
war für die Meliorationsarbeiten
zuständig und lernte die Tätigkeit
Gillys dabei schätzen. Er stellt
ihn dem König Friedrich II. vor.
Dieser ernannte ihn 1772, also mit 22
Jahren, zum Landbaumeister. 1777 heiratete
Gilly, aus dieser Ehe gingen zwei Kinder
hervor, der Architekt Friedrich Gilly
und Minna, die später den Politiker
Friedrich Gentz heiratete. In verschiedene
Positionen bis zum Baudirektor von Pommern
entstanden unter seiner Leitung Hafenbauten
in Swinemünde und Kolberg, er baute
Speicher, Hafen-, Brücken-, Mühlen-
und Dammbauten. Zahlreiche Flussregulierungen
gehen auf ihn zurück. Für König
Friedrich den Großen erstellte er
Gutachten und Expertisen über umfassende
Landmeliorationen. 1778 berief man ihn
in Berlin ins Oberbaudepartment, wo er
im gleichen Jahr zum Geheimen Baurat für
die Provinzen Pommern, Ost- und Westpreußen
und das Kurland sowie die Altmark ernannt
wurde. Bereits vier Jahre später
avancierte er zum Vizedirektor des Oberhofbauamtes.
Zahlreiche Bauten, wie zum Beispiel der
Bromberger Kanal, der Landsitz Paretz
für König Friedrich Wilhelm
III, das Schloss Freienwalde, ein Stadtpalais
in Braunschweig, das Schloß Steinhöfel
entstanden in dieser Zeit unter seiner
Aufsicht. David Gilly war immer um den
Nachwuchs besorgt. Er gründete 1793
die erste private Bauschule in Berlin
und war fünf Jahre später ein
Mitbegründer der Berliner Bauakademie,
die heute zur Technischen Hochschule gehört.
Sein größter Stolz aber war
sein Sohn Friedrich Gilly. Carl Friedrich
Schinkel, der große Berliner Baumeister,
war von ihm so beeindruckt, dass er mit
16 Jahren das Gymnasium verließ,
um in der Familie Gilly zu leben und von
ihr zu lernen. Der frühe Tod des
Sohnes im Jahre 1800 brach David Gilly
dann auch das Herz, es war mit der Schaffenskraft
vorbei. Völlig verarmt starb er am
5. Juni 1808.
Das Museum der Stadt Schwedt würdigt
den großen Sohn der Stadt mit einer
Sonderausstellung.
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