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Im Zuge der Rüstungsproduktion wurden auch Kampfflugzeuge gebaut |
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Alte Werkshallen stehen heut
unter Denkmalschutz und ... |
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... stellen ein Stück Industriegeschichte
Rangsdorfs dar |
„Das ist ein geschichtsträchtiger Ort, denn Rangsdorf hatte in den dreißiger Jahren so etwas wie ein eigenes Tor zur Welt“, erklärt auf einem Spaziergang rund um den Ort Rangsdorf der Opa seinem Enkel, der ihn weiter mit Fragen löchert. Alle Gebäude des Bücker-Werkes stehen unter Denkmalschutz. Abgesehen von den Wohnhäusern sind sie bis heute ungenutzt. Es war Carl Clemens Bücker der im Jahre 1933 die Bücker Flugzeugbau GmbH in Berlin-Johannistal gründete. 1935 wurde vom Reichsluftfahrministerium der Bau eines Land- und Wasserflughafens in Rangsdorf beauftragt. Der Flugplatz nach Plänen von Ernst Sagebiel wurde 1936 eröffnet. Sagebiel hat übrigens auch die Flughäfen Berlin-Tempelhof und München-Riem entworfen. Bereits 1935 war die Bücker Flugzeugbau GmbH in das neu errichtete Werk unmittelbar neben dem Flugplatz umgezogen. Das Bücker-Werk fertigte Sport- und Schulflugzeuge. Vor dem Krieg wurde der Flugplatz als Sportflugplatz genutzt, zeitweise war er der Verkehrsflughafen von Berlin, es gab Linienflüge nach Moskau. Von 1940 bis 1945 war Rangsdorf Fliegerhorst der Luftwaffe, im Werk wurden Teile für Kampfflugzeuge produziert. Siegfried Wietsruck hat die Lebensgeschichte des wohl bekanntesten Rangsdorfers in einem Buch mit dem Untertitel „Vom Marineflieger zum Flugzeugkonstrukteur“ aufgeschrieben und veröffentlicht. Am 11. Februar wurde Carl Clemens Bücker in Ehrenbreitsein (Ehrenbreitstein liegt am Rhein und ist ein Stadtteil von Koblenz) geboren. Genauer wird heute der Geburtsort mit der Hofstraße 11, dem ehemaligen Gasthaus „Zum weißen Roß“ beschrieben. Seine Eltern waren der Generalstabsarzt Dr. Georg Bücker und dessen Frau Luise, geborene Ladner. Bücker begann seine Karriere allerdings nicht mit der Luftfahrt sondern ging zur See. Als Leutnant zur See nach kurzem Dienst auf dem Schlachtschiff „Karl der Große“ Ausbildung als Marineflieger und Einsatz auf Seefliegerstationen an der Nordsee. Nach dem Ersten Weltkrieg musste sich Bücker neu orientieren, denn aufgrund des Versailler Vertrages von 1919 gab es zunächst keine Chance für die Fliegerei in Deutschland. So wurde er Berufsfischer. Doch die Fliegerei ließ ihn nicht los. Er wechselte die Staatsbürgerschaft und wurde am 18. März 1921 schwedischer Staatsangehöriger, um dort bei der Marineverwaltung als Einflieger zu arbeiten. Im September 1921 wurde die Firma Svenska Aero AB unter Bücker als Direktor gegründet. Zunächst wurden Ernst Heinkel-Flugzeuge in Lizenz gebaut. Es folgten eigene Konstruktionen: SA 10 „Piraten“, SA 12 „Skolfalken", SA 13 „Övningsfalken“ und SA 14 „Jaktfalken“. Ende 1932 verkaufte Bücker seinen Betrieb und verließ Schweden. In Deutschland gründete er 1933 in Berlin-Johannisthal die Bücker-Flugzeugbau GmbH, eine Produktionsstätte für Schul- und Sportflugzeuge. Begleitet wurde Bücker von Anders Johann Andersson Chefkonstrukteur der schwedischen Bückerwerke. Mit ihm zusammen wurde der zweisitzige Doppeldecker Bü1321 „Jungmann“ mit einem Vierzylinder Reihenmotor (80 PS) entwickelt. Der Umzug der Bücker-Werke von Berlin Johannisthal nach Rangsdorf wurde im Herbst 1935 vollzogen. Im neuen Werk in Rangsdorf bei Berlin wurde die Bü-131 weiter in Serie hergestellt. Auch die einsitzige Bü-133 „Jungmeister“ wurde dort in Serie gebaut. Sie war das erfolgreichste Kunst- und Übungsflugzeug der folgenden Jahre. Außerdem wurden noch andere Typen konstruiert: die Bü-134 war ein doppelsitziger Hochdecker (1936) war nur ein Prototyp, der nicht in Serie ging; die Bü-180 „Student“ (1937) war ein Tiefdecker in Tandemanordnung, die zum Segelflugzeugschlepp geeignet war; und die Bü-182 „Kornett“ (1938) war ein einsitziger Kabinen-Tiefflieger. Ab 1935 wurde Bückers Firma zunehmend in die Rüstungsproduktion eingebunden. Zunächst musste er 85 Stück des Konkurrenzmusters Focke-Wulf Fw 44 bauen und die Wartung und Reparatur von Nahaufklärern He 46 übernehmen. Später kam noch die Produktion von DFS-230-Lastenseglern und von Teilen für das Sturzkampfflugzeug Ju 87 sowie den Jäger Bf 109 hinzu. 1946 stufte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) die Bücker-Werke als Rüstungsbetrieb ein. Die Werke wurden beschlagnahmt und Bücker enteignet. Carl Clemens Bücker konnte seine Pläne, einen Neuanfang mit Flugzeugen in Deutschland nach dem Krieg nicht mehr verwirklichen. Er wurde später Auslandsvertreter für schwedische Saab-Automobile. Am 13. Juni 1965 verstarb seine Ehefrau Hermine, ein Verlust, von dem er sich kaum noch erholte. Ein Bekannter von Bücker, Paul Skogstad, beschrieb ihn so „Unsere Erinnerungen an Herrn Bücker sind sehr positiv. Es war keine wirklich enge Freundschaft – Herr Bücker hatte sehr wenige enge Freunde – aber es war eine nette und herzliche Bekanntschaft“. Seine letzten Jahre verlebte Bücker in Mölln. Nach einer schweren Hüftoperation und einer zusätzlichen Krebserkrankung starb er am 3. März 1976 im Krankenhaus Eutin in Schleswig. Nach seinem Tod wurde er auf seinen Wunsch hin in Koblenz beerdigt. Mit freundlicher Unterstützung von Dr. sc. phil. Siegfried Wietstruk. Eine Bücker 181 Bestmann steht heute im Deutschen Museum in der Flugwerft Schleißheim. Die Bücker 181 war von 1940 bis Ende des Zweiten Weltkriegs das Standardflugzeug der deutschen Luftwaffe für die Anfängerschulung. Einzelne Exemplare wurden nach dem Krieg als Privatflugzeug weiter verwendet. Während des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 3.400 Exemplare gebaut. Das Schicksal der ausgestellten Bücker 181 ist nicht lückenlos dokumentiert. Sicher dürfte sein, dass sie bei der Luftwaffe flog. 1959 wurde sie als D-ECYV zugelassen, davor flog sie im Saarland mit der Registrierung SL-AAS. Der letzte Halter war Hans Dittes, der den letzten Flug am 24. August 1997 durchführte
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