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Kurioses aus Wietstock |
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Was eine Kanonenkugel erzählen könnte |
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Russischer Kosak und preußische Landwehr 1813 – Aquarell von L. Wolf (Dietz-Verlag) |
Die schlichte barocke Kirche von Wietstock ist der älteste Bau des "Dorfes auf dem Berge", wie man den wendischen Ortsnamen deuten kann. Und das, obwohl das sakrale Bauwerk erst 1746 errichtet wurde. Diese Tatsache erklärt auch ein eigentümliches Souvenir, eingemauert im Gesims des Turmes. Eine Kanonenkugel zeugt davon, wie das kleine Dorf vom Atem der Weltgeschichte gestreift wurde, am 22. August 1813. Immer wieder streifen Militaria Sammler mit Metalldetektoren durch die Umgebung der fast überwachsenen Wietstocker Schanzen und finden Flintenkugeln, verrostete Gewehrschlösser und zerbrochene Bajonette. Zeugen des Ereignisses der Schlacht zwischen den verbündeten Truppen der Preußen, Schweden und Russen auf der einen und der napolionischen Armee auf der anderen Seite. An diesem 22. August sollte die napolionische Berlin-Armee die drei damals vorhandenen Übergänge über den Nuthegraben bei Wietstock, Thyrow und Jühnsdorf erzwingen. Die Schanzen, auf denen preußische Soldaten der Nordarmee Beobachtungsposten bezogen hatten, wurden den Angreifern kampflos überlassen. Die preußischen Soldaten, unterstützt von Landwehrleuten zogen sich zurück und fügten dem Feind hohe Verluste zu. Nachdem sie dabei den Nuthegraben passiert hatten, demontierten sie die hölzerne Brücke. Es entbrannte ein heftiger Kampf um den Nutheübergang und den Damm. Da die Franzosen vom Dorfzentrum in der Deckung der Häuser mit ihren Zwölfpfündern in das Gefecht eingriffen, schossen die preußischen Artelleristen Wietstock in Brand, so dass sich die französischen Geschütze zurückziehen mussten. Heldenhaft verteidigten die zahlenmäßig weit unterlegenen Preußen den Nutheübergang und den Damm. Nach vier Stunden erbitterten Ringens gelang es den Soldaten der französichen Division Dururte die Nuthe mit Brettern und Heu von den Feldern unter großen Verlusten zu überwinden. Die relativ schwachen preußischen Kräfte hatten dem hoch überlegenen Feind sechs Stunden lang standgehalten, den verbündeten Armeen Zeit verschafft, sich bei Großbeeren zu formieren, wo die Franzosen am nächsten tag eine empfindliche Niederlage erlitten. Bei Wietstock verloren die Franzosen 800 Soldaten. Auch der Blutzoll auf der Seite Preußens war mit 22 Offizieren, 334 Mann und 221 Pferden sehr hoch. Wietstock hat so einen Ehrenplatz in der Geschichte der Befreiungskriege unserer Heimat und ist rings um die Kirche im 19. Jahrhundert aus Schutt und Asche neu entstanden.
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