Ludwigsfelde
 
  Ein Teil Industriegeschichte  
     
 
  Ludwigsfelde bewegt – ganz wörtlich genommen  
 

Mit dem "Alten Krug", dem ältesten Gebäude der Stadt, wollen wir diesen Beweis beginnen. Denn der Flecken lag 1753 an einer wichtigen Poststraße, so dass hier eine Ausspanne und Schenke entstand, die allen Unbilden und Stürmen der Zeit zum Trotz noch heute existiert.
Als dann die Dampfrösser das Reisen schneller machten und die Berlin Anhaltinische Eisenbahn von 1839 bis 1841 entstand, bekam Ludwigsfelde einen Haltepunkt und 1886 das repräsentative Backsteingebäude als Bahnhof. Ein würdiger Platz für das Museum, das die historische Entwicklung belegt. Mit dem Post- und Telegrafenamt 1904 wächst der Ort zu einem zumindest regionale Kommunikationszentrum im Süden Berlins. Mit dem Bau der Autobahn, die 1936 Ludwigsfelde erreicht, wird die Gemeinde auch für die Ansiedlung von Industrie interessant. Auf einer Fläche von 375 Hektar baut die Daimler-Benz Motoren GmbH das größte Flugzeugmotorenwerk Europas und für die rund 6.000 notwendigen Facharbeiter die "Kurmärkische Kleinsiedlung", eine architektonisch bedeutsame Holzhaussiedlung, wodurch sich der städtische Charakter des Ort anbahnt.
Flugzeugmotor TYP D 600
Idyllische Holzhaussiedlung
Das Werk, versteckt im Wald, stellte Motoren für Militärflugzeuge, den im Zweiten Weltkrieg von der Naziluftwaffe eingesetzten Standardjäger Messerschmidt Bf 110 und den Bomber Heinkel He 111H her. Als im mörderischen Krieg ein immer größerer Teil der männlichen Belegschaft des "Nationalsozialistischen Musterbetriebes" "mobil gemacht" wurden und die graue Uniform der faschistischen Wehrmacht anziehen musste, wurden sie durch tausende Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge ersetzt. Alliierte Bomber versetzten der Kriegsproduktion 1944 einen empfindlichen Schlag und mit der Roten Armee am 22. April 1945, der die Stadt durch Bürgermeister Wilhelm Timm kampflos übergeben wurde, kam das endgültige Aus für die Waffenschmiede, die demontiert wurde. Um 1950 gerade einmal 5.800 Einwohner lebten in Ludwigsfelde, entstand der Plan, auf dem Gelände des einstigen Flugzeugmotorenwerkes ein neues Werk zu errichten, das ab 1954 auch Schiffsdieselmotoren und Dieselameisen, die Vorläufer der Multicar produzierte, aber auch Schmiede- und Gussteile, Turbinenschaufeln, Geräte für die Landwirtschaft und Rennbootmotoren. Eine Herausforderung war die Produktion des ersten zivilen deutschen Strahltriebwerkes TL 014, das für das erste Düsenpassagierflugzeug B 152 der Dresdner Flugzeugwerft entwickelt wurde. Die Bevölkerung wuchs und mit dem Industriewerk entstanden für die Beschäftigten in den 50er Jahren das Dichterviertel am Bahnhof, auch die evangelische Kirche St. Michael, das Kulturhaus, Polikliniken und Schulen. 1954 liefen dann die ersten Motorroller vom Band, Pitty, Wiesel, Berlin und Troll wurden Kultfahrzeuge in der DDR und waren in beinahe jeder Familie vielfältig im Einsatz. Ludwigsfelde ist sich seiner Verantwortung bewusst und ist regelmäßig Treff der Roller-Fan-Clubs, die ihre mit viel Liebe gepflegten und immer noch fahrbereiten Oldtimer gern präsentieren.

Der Seiltänzer gegenüber dem Rathaus ist ein Wahrzeichen und ein beliebtes Fotomotiv in der Stadt
Die Rennbootmotoren entstanden in der Lehrlingswerkstatt, errangen Weltmeisterehren und wurden weltweit exportiert. Zur Automobilstadt, die Bevölkerung war auf 12.000 angestiegen und der Ort erhielt im Juli 1965 das Stadtrecht, wurde Ludwigsfelde endgültig als Stammbetrieb des VEB Kombinat Nutzkraftwagen. Passend und sicher nicht zufällig zu diesem Zeitpunkt lief im Sommer dieses Jahres der erste Lastkraftwagen der Baureihe W 50 vom Band in der 72.000 Quadratmeter großen Halle verließ. Ein Devisen bringender Exportschlager, denn von den rund 600.000 Produzierten LKW W 50 und des weiterentwickelten Nachfolgers L 60 wurden zwei Drittel exportiert und sind vielerorts nicht nur hierzulande noch im Einsatz. Nach der dramatischen Wende kam auch das Aus für den LKW L 60 und das IFA-Werk, in dem 9.700 Werktätige beschäftigt waren. Nur ein Teil von ihnen fand Arbeit in den 1991 zwei neu gegründeten Betrieben Nutzfahrzeug Ludwigsfelde GmbH und Entwicklungsgesellschaft für Kraftfahrzeugtechnik. Als im Februar des Jahres bereits der erste Mercedes Benz LKW vom Band rollt, setzt der Industriestandort seine Tradition als Automobilstadt fort. Nachdem Daimler-Benz an seinem von der Firma gegründeten Industriestandort zurückkehrte, zog Ludwigsfelde weitere Schwergewichte, wie die Münchener Turbinen Union und die Thyssen Umformtechnik an. Im MTU-Standort Ludwigsfelde wird die Endmontage des Antriebes für den neuen Militärtransporters A400M erfolgen, der stärksten Propellerturbine der Welt mit 11.000 Wellen-PS.

Und auch Thyssen passt haargenau in das Profil, entstehen doch hier Body- und Chassisbauteile für die internationale Automobilindustrie. Mobilität aus Ludwigsfelde, die uns in vielerlei Hinsicht bewegt!

Interessante Informationen und Einsichten
zur Stadt- und Industriegeschichte im Museum Ludwigsfelde
14974 Ludwigsfelde • Am Bahnhof 2 • Telefon 03378/804620 • www.museum.ludwigsfelde.de

 

 
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