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Manuela
Groß gewann mit ihrem Partner Uwe
Kagelmann zweimal Bronze bei Olympischen
Spielen in Sapporo 1972 und in Innsbruck
1976. Sie war bei Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften
zweimal Dritte (1973 in Bratislava und
1975 in Colorado Springs), und holte jeweils
Bronze bei Europameisterschaften in Göteborg
1972 und Kopenhagen 1975.
Es war eine Besonderheit, und ich
bin immer noch sehr stolz, denn über
einen verhältnismäßig
langen Zeitraum konnten wir uns als Eiskunstlaufpaar
in der Weltspitze halten und auch den
Erfolg wiederholen. In einer sehr schnelllebigen
Sportart ist das auf jeden Fall ungewöhnlich,
sagt Manuela Groß-Leupold, die heute
im Hoppegartener Ortsteil Münchehofe
wohnt.
Das Eislaufen war irgendwie Liebe auf
den ersten Blick. Ihre Mutter Helga hatte
sie einmal zum Rollschuhlaufen mitgenommen.
Ich war ein sehr lebhaftes Kind,
ich würde das schon als wild bezeichnen.
Ich konnte selten still sitzen und wollte
mich immer irgendwie bewegen, erinnert
sie sich. Es gab eigentlich nur
die Möglichkeit, dass ich etwas sehr
Intensives wie Turnen oder Tanzen machen
würde. Aus dem Rollschuhlaufen wurde
Eislaufen damals im Sportforum. Schon
nach einem ersten Probetraining war die
erfolgreiche Karriere so gut wie vorgezeichnet
anfangs noch im Freien, weil ein
Dach im legendären Wellblechpalast
erst gebaut wurde.
Es ergab sich, dass sie zum Paarlaufen
kam. Ihr erster Partner war Lutz Jähnichen.
Schnell stellten sich erste Erfolge ein,
wie zum Beispiel der Gewinn einer Silbermedaille
1966 bei der DDR-Spartakiade. Jähnichen
musste allerdings schon bald mit dem Sport
aufhören. Im zarten Alter von zehn
Jahren bekam sie ihren neuen Partner zugeteilt,
wie es damals hieß. Uwe Kagelmann
war 17 und schon ein richtiger Mann. 1,78
Meter groß, kräftig, da konnte
ich auch gleich Vertrauen haben. Der würde
mich auch tragen.
Ebenfalls wichtig für ihre Karriere
war der Trainer Heinz-Friedrich Lindner.
Er war ein wirklich guter Pädagoge
und ein sehr kreativer, sehr ruhiger Mensch
und mit einem großen Wissen
eine Vaterfigur. Das Paar wurde
1969 bei den Europameisterschaften in
Garmisch-Partenkirchen Siebte ein
großer Erfolg, denn mit zwölf
Jahren hatte sie plötzlich die Möglichkeit,
an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen.
In Ljubliana wurden sie erneut Siebte.
Doch sie musste dem anspruchsvollen Training
und den zahlreichen körperlichen
Belastungen Tribut zollen und eine sportliche
Pause einlegen. Manuela Groß war
eben erst zwölf Jahre alt. Damals
gab es noch keinen Jugend- oder Juniorenbereich.
Aber die Pause hatte ihr sehr gut getan
und nach der regelrechten Ermüdungsphase
wurde sie sehr behutsam wieder aufgebaut.
Man glaubte an mein Talent und an
mich sagte sie. Dazu kam, dass sie
auch in ihren schulischen Leistungen zu
den Besten gehörte. Ganz nebenbei
erzählt sie, dass sie ihr Abitur
mit Auszeichnung abgelegt hat. Und entgegen
der vielen Geschichten, die aus dem DDR
Sport bekannt wurden, in denen Sportler
zu Höchstleistungen gedrillt wurden,
sagte sie: Ich kann nicht klagen.
Ich wurde sehr gut, respektvoll und behutsam
behandelt und auch wieder aufgebaut.
Ihre erste internationale Medaille gewann
Manuela Groß in Göteborg. Bei
der Europameisterschaft im Jahr 1972 gab
es Bronze. Dann kam aber ihr größter
und wohl auch schönster Erfolg. Bei
den Olympischen Winterspielen im japanischen
Sapporo gewann das DDR-Paar Manuela Groß
und Uwe Kagelmann ebenfalls die Bronzemedaille.
Sie errangen hinter Irina Rodnina/Alexei
Ulanov und Ludmilla Smirnova/Andrei Suraykin
(beide UdSSR) den dritten Platz. Diesen
Erfolg konnten sie vier Jahre später
wiederholen, als sie bei den Olympischen
Winterspielen 1976 in Innsbruck hinter
dem schier unschlagbaren UdSSR-Eislaufpaar
Irina Rodnina/Alexander Saizew und dem
zweiten DDR-Paar, Romy Kermer und Rolf
Oesterreich, erneut Bronze gewannen. Die
Liste der Erfolge ist lang. Dazu gehört
insbesondere das Jahr 1975, als Groß/Kagelmann
sowohl bei der Europameisterschaft in
Kopenhagen als auch bei der Weltmeisterschaft
in Colorado Springs die Bronzemedaille
gewann.
Nach dem Ende der Karriere arbeitete Manuela
Groß als Trainerin bei einem der
erfolgreichsten Sportvereine der Welt:
dem SC Dynamo Berlin. Dann kam aber die
Wende in Deutschland, die auch für
sie einen tiefen Einschnitt in ihr Leben
und ihren beruflichen Werdegang mit sich
brachte. Beim SC Berlin war man plötzlich
der Meinung, dass der Hochleistungssport
nicht mehr zum Verein passte. Viele Trainer
wurden in die Arbeitslosigkeit entlassen
und auch im Deutschen Eissport-Verband
(DEV) war man der Meinung, dass der umfangreiche
Erfahrungsschatz und die hochqualifizierten
Trainer nicht mehr in das eigene Konzept
passten. Und so wurde es auch still um
den Eiskunstlauf in Deutschland.
Manuela Groß ist heute ein zufriedener
Mensch, auch wenn ihr großer Lebenstraum,
einmal Ärztin zu werden, nicht in
Erfüllung ging. Nicht ganz
jedenfalls, denn heute arbeite ich als
Sporttherapeutin in der Rüdersdorfer
Klinik am See. Eine sehr schöne Arbeit
in einem tollen Team, berichtet
sie. Sie hat ein Diplom in der Tasche,
das ihr dann im Ruhestand auch helfen
wird, mit ihren zahlreichen praktischen
Erfahrungen ein Buch zu schreiben, Nein,
keine Memoiren. Davon gibt es genug,
sagt sie. Ich möchte ein Fachbuch
schreiben und über die Arbeit am
Patienten berichten.
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