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Die Mauer auf
der Glienicker Seite in der Jungbornstraße
zwischen Glienicke und Hermsdorf
kurz nach der Wiedervereinigung
1989
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Übersichtskarte
mit den
eingezeichneten Fluchttunneln
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Wer Glienicke/Nordbahn heute erlebt,
kann sich kaum vorstellen wie es war,
als die Mauer den Ort von Berlin trennte.
Bereits 1952 wurde die deutsch-deutsche
Grenze von Seiten der DDR mittels Zäunen,
Soldaten und Alarmvorrichtungen gesichert
und überwacht. So auch in Glienicke/Nordbahn.
Als es in der Nacht vom 12. auf den 13.
August 1961 zum Bau des "Antifaschistischen
Schutzwalls" kam, machte sich Verunsicherung
breit. Es gab viele Gründe die DDR
zu verlassen. In den beiden ersten Augustwochen
flohen zirka 47.433 Menschen aus der DDR.
Auch in Glienicke gab es Republikflüchtlinge.
Um Stacheldraht, die Mauer und vielleicht
auch Maschinengewehrfeuer zu umgehen,
gruben sie sich wagemutig unter der Mauer
durch. Der erste Fluchttunnel der DDR
entstand im Januar 1962. In 14 Tagen wurde
der 27 Meter lange Tunnel mit Hilfe von
Schaufeln und Eimern unter die heutige
B96/Oranienburger Chaussee gegraben. Durch
den so genannten "Erwin-Becker-Tunnel"
ge-lang 28 Menschen am 24. Januar die
Flucht von Glienicke nach Frohnau, in
den "Goldenen Westen". Bereits
von April bis Mai 1962 entstand der "Thomas-Tunnel",
benannt nach dem 81jährigen Initiator
dem Glienicker Fuhrunternehmer Max Thomas.
Nach 16 Tagen harter körperlicher
Arbeit, zirka 4.000 Eimer Erde und der
ständigen Angst entdeckt zu werden,
gelangten zwölf DDR-Bürger am
5. Mai 1962 nach Frohnau in den Westen.
Der "Thomas-Tunnel" hatte eine
Länge von 32 Metern und eine Höhe
bis zu 1,7 Meter. Kurz darauf grub die
Familie Aagaard, im Juni, den dritten
Fluchttunnel in Glienicke. Von der Ottostraße
zum nächstgelegenen Grundstück
in Richtung Hermsdorf. Die Erde die dabei
zu Tage kam, wurde im gesamten Haus verteilt,
um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Insge-samt
sollen 13 Bürger Glienickes durch
den "Aagaard-Tunnel" geflohen
sein. Nach der Entdeckung dieser Fluchtmethode
wurden in regelmäßigen Abständen
die Keller der zur Mauer angrenzenden
Häuser polizeilich kontrolliert und
überwacht. 1962 entstand der dokumentarische
Spielfilm "Tunnel 28" mit Christine
Kaufmann. Der Film von Hollywood-Produzent
Walter Wood entstand auf Basis des "Becker-Tunnels".
Heute ist nichts mehr zu sehen von der
einstigen innerdeutschen Grenze, mit Wachtürmen,
Stacheldraht und Fluchttunneln.
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