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Richard Wossidlo
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Richard Wossidlo |
Richard Wossidlo wurde am 26. Januar
1859 in Friedrichshof bei Tessin geboren.
Dem Besuch der Realschule in Bützow
und des Gymnasiums in Rostock schloss
sich bis 1882 ein Studium der klassischen
Philologie in Rostock, Leipzig und Berlin
an. 1886 wurde er Lehrer am Gymnasium
in Waren. Ab 1890 unternahm Wossidlo während
der Schulferien Reisen und Wanderungen
durch Mecklenburg. Im Sommer 1891 wurde
er für einen Sommer vom Dienst am
Gymnasium freigestellt, um für die
Herausgabe seiner "Mecklenburgischen
Volksüberlieferungen" zu sammeln.
Im Jahre 1900 wurde das Volksstück
"Ein Winterabend in einem mecklenburgischen
Bauernhause" in Malchin uraufgeführt.
Neben sprachlichen Überlieferungen
suchte er Geräte der Haus- und Feldwirtschaft,
Mobiliar und Trachten. Ein Ausdruck für
den hohen wissenschaftlichen Wert der
Arbeiten war die Verleihung der Ehrendoktorwürde
durch die philosophische Fakultät
der Universität Rostock 1906. Die
Verleihung der "Großen Medaille
für Kunst und Wissenschaft"
durch den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin
im Jahre 1912, die Freistellung vom Dienst
am Gymnasium 1922, um sich der Forschungsarbeit
widmen zu können, und die Auszeichnung
mit dem John-Brinckmann-Preis der Stadt
Rostock würdigten Sammlungstätigkeit
und Forschungen. Anlässlich seines
75. Geburtstages 1934 ernannte ihn die
Stadt Waren zum Ehrenbürger. Am 4.
Mai 1939, wenige Monate nach seinem 80.
Geburtstag, zu dem ihn nochmals zahlreiche
Ehrungen erreichten - unter anderem erhielt
die Warener Oberschule für Jungen
seinen Namen - verstarb Richard Wossidlo
in Waren.
Die "Mutter" der Frauenschulbewegung
Die
Warenerin Auguste Sprengel ist eine der
wenigen Frauen in Mecklenburg, deren Namen
in die Geschichte eingegangen ist. Sie
gehörte zu den bekanntesten und engagiertesten
Streiterinnen für die Rechte der
Frauen und deren Bildung. Ihre wichtigsten
Wirkungsstätten waren ihre Geburtsstadt
Waren und Berlin. Auguste Sprengel wurde
am 9. August 1847 in Waren geboren. Der
Vater, Stadtrichter und Rechtsanwalt Dr.
Albert Sprengel, gehörte 1848 zu
den Mecklenburg Abgeordneten der deutschen
Nationalversammlung in Frankfurt/Main.
Auguste Sprengel besuchte seit Oktober
1852 eine private Mädchenschule in
Waren. 1860 kam sie in die öffentliche
dreiklassige Bürger-Mädchenschule
und ging 1862 nach einer zehnjährigen
Schulzeit nach Rostock in Pension, wo
sie eine renommierte, ebenfalls private
Höhere Töchterschule besuchte.
Ostern 1864 wurde sie für sechs Jahre
Erzieherin in drei verschiedenen Häusern
in der Umgebung Warens bevor sie das Angebot
der Stadt Waren erreichte, als erste Lehrerin
an der noch zu gründenden "Städtischen
Höheren Töchterschule"
zu arbeiten. Am 1. April 1870 wurde die
Schule eröffnet. Auguste Sprengel
hatte 1870 in Hannover die staatliche
Lehrerprüfung mit sehr gutem Erfolg
abgelegt. Im Jahre 1879 übernahm
sie als Schulvorsteherin die Leitung.
Die Warener Schule wurde die erste ihrer
Art unter weiblicher Führung. Ostern
1880 wurden von Auguste Sprengel erarbeitete
Schulgesetze eingeführt, die das
Verhalten im Schulhaus, den Umgang von
Lehrern und Schülern und den organisatorischen
Ablauf des Schuljahres regelten. Ein Schritt
in Richtung einer angestrebten zehnjährigen
Schulbildung war 1889 die Einführung
von neun Klassenstufen sowie eines von
ihr ausgearbeiteten Lehrplanes. Ein neues
Schulhaus wurde auf Beschluss der Stadtvertreter
in der Strandstraße gebaut und 1895
eingeweiht. Anlässlich der Eröffnungsfeier
erhielt Auguste Sprengel die Große
Goldene Medaille "Für besondere
dem Lande geleistete Dienste" des
Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin.
1899/1900 trat eine Wende in der Entwicklung
ein. Im November 1899 starb Bürgermeister
Wilhelm Schlaaff, ein besonderer Gönner
Auguste Sprengels. Nach seinem Tod wurde
ihr die weitere Tätigkeit in Waren
erschwert. Zum 1. Oktober 1902 beantragte
sie ihre Versetzung in den Ruhestand und
wollte sie sich vorrangig sozialen Belangen
mit der Betreuung und Versorgung alter
und dienstunfähiger Lehrerinnen widmen.
Einen nicht unwesentlichen Anteil hatte
sie schon an der Gründung des Feierabendhauses
für alte und dienstunfähige
Lehrerinnen und Erzieherinnen am Tiefwarensee.
Nachdem der Antrag Auguste Sprengels,
Weiterbildungskurse für junge Mädchen
nach Abschluss der Schule durchzuführen,
von der Stadtverwaltung abgelehnt worden
war, ging sie 1903 nach Berlin. Hier krönte
sie ihre pädagogische Arbeit durch
ihr Eintreten für eine neue weiterführende
Mädchenschulform. Gemeinsam mit führenden
Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegungen
wie Helene Lange und Gertrud Bäumer
trat sie für eine Weiterbildung für
Mädchen ein, die kein Studium anstrebten,
sondern eine gehobene Berufsausbildung
oder eine erweiterte Vorbereitung auf
eine spätere Haushaltsführung
erreichen wollten. Ostern 1904 wurde unter
Auguste Sprengels Leitung die erste deutsche
Frauenschule gegründet. Auguste Sprengel
war letztendlich die "Mutter"
der Frauenschulbewegung geworden. 1933
wurde sie als eine der ersten Vorkämpferinnen
für eine Mädchenbildung bezeichnet.
Bis zu ihrem Tod am 21. Oktober 1934 blieb
Auguste Sprengel in Berlin. Beigesetzt
wurde sie auf dem alten Friedhof in Waren.
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