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| Konzetration und Fingerspitzengefühl |
 Da sitzen wir in der wohl gemütlichsten Ecke, die man sich vorstellen kann: zwischen Krügen und Schüsseln, Vasen, Tellern und Leuchtern, beobachtet von hunderten kleiner Augen, die die tönernen Igel, Katzen, Fische, Schafe und Pferde, ja sogar eine Schildkröte lebendig wirken lassen. Es duftet nach frischer Pfefferminze. Gerade im wilden Garten gepflückt und zu einem hervorragenden Tee geworden, schlürfen wir genüsslich das heiße Gebräu und naschen von den dunklen Trauben, die an der Hauswand wuchern. Es ist ein leises Gespräch, eines, in dem mehr gedacht wird, als gesagt. Trotzdem verlieren wir das Thema nicht: Ton. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr fühlt sich Christian Richter dem festen und doch so formbaren Material verbunden. „Wenn die Wut aus mir heraus muss, schlage ich Ton; andere hacken Holz.“ Er wurde Meister bei der bekannten Bollhagen. Sie behielt immer nur die Besten, wollte ihn nicht gehen lassen. „Nein, ich wurde nicht erdrückt von Hedwig Bollhagen, ich wurde erhoben“, sinniert Christian Richter und blickt auf das alte, vom Tonstaub bedeckte Foto an seiner Werkstattwand, das ihn an die Bollhagen erinnert. Plötzlich springt er auf und kramt in der Schreibtischlade. Dann halte ich sein Arbeitszeugnis in den Händen, unterzeichnet von Hedwig Bollhagen. Inzwischen hat er sich einen Klumpen Ton geholt und an der Töpferscheibe Platz genommen. Ich wünsche mir eine Vase mit dickem Bauch und schon surrt die Drehscheibe und ich sehe erst jetzt, wie feingliedrig seine Hände sind. Sachte formt er aus dem Klumpen das irdene Gefäß. Korrigiert eine Rundung, säubert die Ränder und achtet darauf, dass die Wand nicht zu dünn wird. Er will heut noch Leuchter brennen für die Kirche. Das Wort „Frieden“ steht darauf, in verschiedenen Sprachen. „Wenn ich in Dankbarkeit lebe, lebe ich gesund. Vielen Menschen fehlt Dankbarkeit und die Liebe zu den Menschen.“ Christian Richter ist ein warmherziger, feinsinniger Mensch. In allem wird seine Liebe zur Natur sichtbar, sein Bemühen um die Menschen, die ihn umgeben. Ton ist gut. Ton gibt einem die Fähigkeit, Gedanken auszudrücken.
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