Ein Streifzug durch die Stadt Müncheberg und ihre Ortsteile

Müncheberg

Die Forschungsstadt Müncheberg aus der Vogelperspektive

In den Jahren 1224/25 schenkte der schlesische Piastenfürst Heinrich der Bärtige den Zisterziensermönchen Land. In Anlehnung an ihr schlesische Gründungskloster erhielt der Ort vorerst den Namen "Lubes". Die Mönche errichteten an dieser Stelle einen Marktflecken, der am 29. Juni 1239 erstmals schriftlich erwähnt wurde. Seither gilt dies als das Gründungsdatum. Aber bereits 1233 war in einer Bestätigungsurkunde von Papst Gregor IX von einem "municheberc" die Rede. 1245 erhielt Müncheberg dann das Stadtrecht und hatte sich bis dahin zu einer der bedeutensten Städte der Mittelmark entwickelt. Ab 1319 umgab die Stadt eine sieben Meter hohe Stadtmauer mit jeweils einem Stadttor im Osten und Westen von Müncheberg. Aber Die Stadt musste auch einige schwere Schicksalsschläge miterleben. Angefangen bei dem Einfall der Hussiten 1432 oder dem 30-jährigen Krieg mit seinen Folgen, den schweren Pestepidemien im Mittelalter oder die zahlreichen Brände, wobei der schlimmste im Jahr 1641 nur noch acht Häuser und die Kirche verschonte. Ab dem 18. Jahrhundert gab es mit der Ansiedlung von 40 fränzösischen Familien und der Errichtung einer ständigen Garnison, endlich wieder einen Aufschwung für Müncheberg. Die Stadt etablierte sich zu zu einem Zentrum des Handels- und Warenverkehrs von Berlin in Richtung Osten. 1845 konstituierte sich ein Handwerkerbildungsverein mit über 100 Mitgliedern. 20 Jahre später entstand der erste Heimatgeschichtsverein der Mark und Brandenburgs erstes Heimatmuseum. Mit der Inbetriebnahme der Ostbahn war Müncheberg mit einem Schlag abseits der großen Verkehrsströme und lief Gefahr seinen guten Rang als Stadt zu verlieren. Gemeinsam kämpften die Bürger der Stadt um diesen Prozess zu verlangsamen oder gar aufzuhalten. Es wurde ein eigenes Gaswerk errichtet, man förderte den Abbau heimischer Kohle, holte die Rumpler Militärfliegerschule in den Ort, stellte Siedlungsgelände zur Stadterweiterung zur Verfügung, setzte sich vermehrt für eine normalspurige Anbindung an die Ostbahn ein und siedelte Wissenschaftliche und medizinische Forschungseinrichtungen an. Die beiden Weltkriege jedoch hemmten erheblich diese Bemühungen. Während der erste "nur" die Söhne der Stadt als Tribut forderte, vernichtete der zweite 85 Prozent der historischen, oft mittelalterlichen Bausubstanz der Stadt. Der Ort verlor damit seinen eigentlichen Charme und Charakter. Heute versucht man diese Identität wieder zu gewinnen. Für Klein- und mittelständische Betriebe steht ein zehn Hektar großes Gewerbegebiet zur Verfügung und die Innenstadt bietet sich zur Errichtung attraktiver Geschäfte an. Das verkehrsberuhigte Siedlungsgebiet in Waldesnähe ist ein idealer Wohnstandort. Historische Zeugnisse Münchebergs sind die 1.800 Meter lange Stadtmauer, die beiden Verteidigungstürme im Osten und Westen und die dominant auf einem Hügel stehende und alles überragende Stadtpfarrkirche St. Marien.

OT Eggersdorf

In Eggersdorf kann man ganz in Ruhe
die Seele baumeln lassen

Das genaue Gründungsdatum dieses kleinen Ortes ist nicht wirklich bekannt. Die erste urkundliche Erwähnung fand im Jahr 1288 statt. Der Magdeburger Erzbischof bestätigte damals dem Reinhard von Strehler den Ort mit dem Namen "Eggehardesdorp", als Lehnbesitz. Man vermutet, dass der Ort wesentlich älter ist, da die Familie Strehler nachweislich zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Storkower Raum ansässig war und mit der Urkunde nur schriftlich bereits bestehende Rechte festgehalten wurden. Aber auch die Abweichung der Hufenzahl lässt darauf schließen, dass Eggersdorf schon vor der Landesschenkung des schlesischen Herzogs Heinrich an die Klöster Lebus und Trebnitz, im Jahre 1225 existierte und Heinrich seine Schenkung um ein bereits aufgeteiltes Gebiet herum legen musste. Bei der Namensgebung geht man davon aus, dass es sich hierbei um den Namen des eigentlichen Dorfgründers handelt, der Eggehard oder Egehard geheißen haben könnte. Das alte Kirchenbuch erinnert noch daran, dass Eggersdorf nicht ganz unbedeutende Poststation war. Hier wurden Pferde gewechselt, Station gemacht und man stärkte und erholte sich. Mit dem Bau der Chaussee von Berlin über Müncheberg nach Frankfurt (Oder), fuhr die Post nicht mehr über Eggersdorf.

Blick auf den ehemaligen Rittersitz Hoppegarten

OT Hoppegarten

Die Gründungsgeschichte von diesem Ort liegt weit im Dunkeln. Aus einer Urkunde von 1352 ist ersichtlich, dass der damalige brandenburgische Markgraf Ludwig, Hoppegarten der Stadt Müncheberg zum Geschenk machte. Es wird angenommen, dass der Ort wesentlich früher gegründet wurde oder sogar ein bereits bestehende slawische Siedlung war und später an die Hufeneinteilung angepasst wurde. Ebenfalls umstritten ist die Annahme, dass sich der Ort erst 1714 eine Kirche "leisten" konnte. Schriftliche Berichte in denen die Rede von der Anschaffung eines Klingelbeutel, einem Kirchenbuch (1651) und einem Taufbecken (1652) ist, lassen auf einen Vorgängerbau schließen. Lange Zeit jedoch wurden alle kirchlichen Handlungen, Taufen, Hochzeiten und Sterbefälle vom Diakon der Müncheberger Kirche, der gleichzeitig der Pfarrer in Hoppegarten war, durchgeführt. Das zweite 1573 angelegte Müncheberger Kirchenbuch kann diese Eintragungen, dass bis 1945 erhalten blieb, belegen. Von den vielen "auswärtigen Eintragungen" wurden mehrere Kopien und Abschriften angefertigt und dem damaligen Müncheberger Museum übergeben. Das Original verbrannte jedoch 1945, nur eine der Abschriften konnte gerettet werden. Dadurch konnten viele Informationen des Ortes über Jahrhunderte, im Gegensatz zu anderen Dörfern der Gegend, erhalten bleiben. Zum Beispiel weiß man, dass die männlichen Nachkommen der Familie Kircks von 1573 bis ins 19. Jahrhundert hinein, das Schulzenamt ausführten.

OT Münchehofe

Die sehenswerte Kirche, 1959 wieder aufgebaut

Auch hier waren wieder die Mönche des Zisterzienserkloster Leubus, in der Nähe von Breslau, die Gründer der Ortschaft und besiedelten es. In den benachbarten Dörfern nannte man ihn auch "Mönchehofe". Im Raum zwischen Klobichsee und Mühlenteich weisen Funde und der Flurname "Mönchehof" auf diesen Ursprung hin. Natürlich war auch dies geschenktes Land von Herzog Heinrich I. Da die Mönche intensive Landwirtschaft betrieben, legten sie demzufolge einen eigenen Wirtschaftshof an. Dafür schenkte ihnen Herzog Heinrich I. zwischen 1232 und 1238 weitere 15 Hufen Land. Münchehofe gilt als zweitältester Ortsteil nach Müncheberg. Wer die Gegend einmal erkundet und am Klobichsee vorbeikommt, der sollte sich die historische Wassermühle, 1253 urkundlich festgehalten, anschauen.

Gedenkstein für die Gefallennen
des 2. Weltkrieges in Obersdorf

OT Obersdorf

Als "villam Oprechti" - Dorf eines Obrecht - ist geschichtlich 1253 das erste Mal die Rede von Obersdorf. Er ist jedoch weitaus älter und gehört, wie die anderen Orte auch, zu dem geschenkten Land an die Klöster Leubus und Trebnitz um 1224/25. Mitte des 13.Jahrhunderts entstand auch die sehenswerte Kirche aus Granitgestein. 1945 wurde sie jedoch zerstört und im Jahr 1959, mit Veränderungen wieder aufgebaut. Um 1405 ging das Dorf in den Besitz der brandenburgischen Markgrafen über. Später wurde der Ort zum eigenen Rittersitz.

OT Hermersdorf

Das idyllische Hermersdorf

Auch bei diesem Ortsteil ist die Gründungszeit nicht überliefert. Erst 1288 in einer urkundlichen Lehnbestätigung für die Familie Strehler, ist von einem "Hermanstorp" die Rede. Man geht davon aus, dass der Ort ebenfalls vor der Landesschenkung der schlesischen Piasten an die Klöster Leubus und Trebnitz, entstand. Der Ort ist geprägt von vielen interessanten Feldsteinbauten entlang der Hauptstraße und einer, Feldsteinkirche aus dem späten 13. Jahrhundert. Wander- und Naturfreunde kommen auf den zahlreichen Wanderwegen um Hermersdorf auf ihre Kosten.

 

OT Trebnitz

Das aufwendig restaurierte Schloss
in Trebnitz mit Parkanlage

Trebnitz verdankt seinen Namen dem gleichnamigen Kloster, welches 1203 durch Hedwig - der Gattin von Heinrich dem Bärtigen - gegründet wurde. Zum ersten Mal schriftlich festgehalten wurde dieser Ort um 1244, aber er existierte schon geraume Zeit. Obwohl Trebnitz vorerst unter rein klösterlichem Besitz stand, schränkte der Kurfürst Anfang des 15. Jahrhunderts, stetig die Lehnshoheit ein. So tauchten immer mehr adlige aber auch bürgerliche Familien als Grundeigentümer auf. Bei dem Überfall der Hussiten im April 1432 wurde Trebnitz völlig zerstört und erholte sich nur sehr langsam. Ab 1707 war der Rittmeister Georg Friedrich von Ziethen der Grundherr. Er war eng mit dem Botaniker Dr. Gleditzsch befreundet, der den heutigen Schlosspark anlegte. Damals befanden sich vier selten Baumarten und Gewächse aus Indien und Afrika darin. Seinen wirtschaftlichen Höhepunkt erlebte diese Ortschaft dem Bau der Ostbahn im Jahr 1867 und dem kurz darauf einsetzenden Kohleabbau. Der Ort wurde zum Angelpunkt für den Personen- und Frachtverkehr ausgebaut. Aber nicht nur für Kohle war Trebnitz der Umschlagort, sondern auch für landwirtschaftliche Produkte der umliegenden Orte und Baustoffe, wie dem Rohkalk für die in der Nähe gelegene Kalkbrennerei.

OT Jahnsfelde

Die Feldsteinkirche im Dorfkern

Der schlesische Ort Jahnsfelde ist ungefähr zur gleichen Zeit entstanden wie der Marktflecken von Müncheberg. 1244 fand dieser Ort als "Janusfelde" erstmalig schriftliche Erwähnung. Seit 1449 war er der Stammsitz der Familie Pfuel und deren Besitz. Die Familie Pfuel war maßgeblich an der Herausbildung des historischen Dorfkernes mit der Feldsteinkirche, dem neugotischen Gutshaus und der wunderschönen Parkanalage mit seltenen Baumarten, beteiligt. Weiterhin sorgten sie dafür, dass sich der Ort zu einem geistig kulturellen Zentrum des Lebuser Landes entwickelte. Hier trafen sich viele Größen aus Kunst, Kultur oder Politk des 18. und 19. Jahrhunderts. Aus der Pfuelschen Familie kamen kurfürstliche Räte, Generäle oder Doktoren der Rechte. Der wohl aber wichtigste Pfuel war der 1779 in Jahnsfelde geborene Ernst von Pfuel. Er kämpfte als junger Mann gegen Napoleon und war auch Stadtkommandant in Paris. Ernst von Pfuel lernte berühmte Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe oder Karl Marx kennen.